✎ Kate Gross - Der Zauber meines viel zu kurzen Lebens


Titel: Der Zauber meines viel zu kurzen Lebens
Text: Kate Gross
Übersetzung: Stefanie Fahrner
Verlag: Diana
Ersterscheinung: 2016
Genre: Biographie
gelesen als: Taschenbuch
Rezension vom: 05.06.17




Klappentext:

Kate Gross ist vierunddreißig, als es heißt: Darmkrebs, Überleben ausgeschlossen. Ein Schock für sie selbst, eine Tragödie für Freunde und Familie, besonders für ihre dreijährigen Zwillingssöhne. Wie lebt eine junge Frau weiter, in deren Inneren ein Zellhaufen außer Kontrolle geraten ist? In zehn Kapiteln hinterlässt Kate Gross ihren Liebsten die vielen Geschichten, die sie zu der machten, die sie ist. Mit dem scharfen Blick eines Menschen, dem nicht mehr viel Zeit bleibt, hält sie die Welt an und erzählt uns von der Schönheit des Lebens.



meine Meinung:

Ich habe wirklich schon einige Bücher dieses Genre gelesen und bin immer wieder erstaunt, wie unterschiedlich sie doch bei mir ankommen..

Wenn ich solch eine Lektüre in die Hand nehme, geh ich davon aus, dass es (vielleicht) eine Herzschmerzgeschichte ist - eine, die das Leben schreibt. Gerade, wenn es um Krankheiten und kleine Kinder und eine perfekte Familie geht, erwarte ich sehr viele Emotionen.

Kate Gross spart mit Gefühlen. Zumindest mit offensichtlichen. Aus ihren Zeilen habe ich kaum etwas gespürt. Im Gegenteil, ich habe mich streckenweise sogar gelangweilt - aber nur, wenn es um ihre Arbeit ging.

Klar schrieb sie das Buch für ihre Zwillinge.

"Zwei Exemplare sind mir besonders wichtig.
Zwei Augenpaare werden jedes einzelne Wort lesen.
Vier Hände werden irgendwann einmal
ein zerlesenes Taschenbuch halten,
wenn alle anderen mich und das,
was ich zu sagen habe,
schon längst vergessen haben.
Ich schreibe dieses Buch
für Oscar und Isaac,
meine beiden kleinen Ritter,
mein Glück, mein Wunder." (S. 5)

Aber möchten auch sie - gerade weil sie noch so klein und jung sind - später, wenn sie selbst dazu in der Lage sind, nicht lieber etwas über ihre Mum, deren Freunde, das alltägliche Leben miteinander,... lesen? Das zumindest hätte ich mir für die beiden gewünscht.

Wenn sie jedoch von ihren Liebsten erzählte, beschrieb, was die wirklich wichtigen Dinge im Leben ausmach(t)en, dann war ich ganz bei ihr.

Sie beschönigt nicht einfach die Alltagssituationen, sondern zeigt auf, wie es tatsächlich zugeht, wie sie sich fühlt, wie das Leben funktioniert und was es bereit hält.

Zum ersten Mal seit der Zeit, in der ich Rezensionen schreibe und auch Zitate aus den Büchern bewusst mitnehme, ist es mir passiert, dass ich aller Welt zwei Seiten vor Augen halten mag, die mich wirklich berührten.


Sie spricht bewusst Dinge an und aus, die sich die meisten nicht trauen zu sagen. Sie geht positiv auf alles zu, auch wenn sie weiß, dass es bald ein Ende haben wird. Das macht einfach Mut. Mut, sich den Dingen zu stellen. Mut, seine Denkweise gegenüber kranken / sterbenden Freunden zu überdenken.

Was mich besonders traurig stimmte, mich jedoch ebenfalls mit einem Lächeln zurück lässt, sind die Bilder, die auf den Umschlagseiten benutzt wurden. Auf jedem ist Kate zu sehen - mit einem Lächeln. Sie hat das Leben geliebt und das spürt man. Auch wenn sie selbst sagt:

"Zwar lebe ich jeden einzelnen Tag bewusst, aber das heißt nicht,
dass ich jeden Tag glücklich bin oder sein muss." (S. 177)

Es ist eins der Bücher, welches lange in meinem Gedächtnis bleiben wird. 

©2017 Mademoiselle Cake



weitere Zitate:

"Aber wenn ich meinen Kindern nur eine einzige Sache mitgeben könnte,
dann am liebsten die Fähigkeit, sich vom Alltäglichen verzaubern zu lassen, [...]" (S. 15)

"Ich werde meinen Kindern kein großes Haus, keinen prächtigen Garten [...] hinterlassen.
Aber ich hinterlasse ihnen ein Vermögen:
Freunde, die mich geliebt haben und sie ewig lieben werden." (S. 49)

"Wir suchten fieberhaft nach einem Schild, auf dem stand:
»Hier entlang, um das Ende der Welt zu umgehen«,
aber wir fanden es nicht. (S. 57)

"In Wirklichkeit haben beide ein bisschen was von mir, ein bisschen was von Billy
und viel Einzigartiges." (S. 71)

"Als Isaac mich fragte: »Wirst du noch leben, wenn ich groß bin, Mummy?«,
drückte ich mich um eine Antwort." (S. 77)

"Mein Leben lang habe ich nie bei irgendwas versagt, jedenfalls nicht bewusst,
und jetzt versage ich bei der Aufgabe, am Leben zu bleiben." (S. 92)

"Ich würde alles tun, um dieses Buch nicht schreiben zu müssen.
Aber ich muss, und das macht mich wütend [...]." (S. 121)

"Die Traurigkeit und ich schlossen eine Abmachung:
Solange ich alle paar Tage einen ordentlichen Heulanfall hinlegte,
würde sie mich nicht mehr in unpassenden Momenten überfallen." (S. 125)

"Liebe verwandelt sich nicht in Heiligkeit, nur weil sie von Leid durchdrungen ist." (S. 161)

"Ich weiß, dass es etwas viel Schlimmeres gibt, als sterben zu müssen:
ganz alleine sterben zu müssen." (S. 166)



..und das sagen andere:

Buchspinat
~
Jolinas Welt
~
Mausis Leselust

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