Rezension: Mikki Brammer - Dieses schöne Leben
Klappentext:
Wie die Umarmung eines geliebten Menschen wärmt und tröstet Mikki Brammers Roman »Dieses schöne Leben«. Eine wunderschöne Liebes- und Selbstfindungsgeschichte und eine lebensbejahenden Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben.
Umgeben von Büchern, vielfältigem Wissen und geliebten Ritualen verbringt Clover eine ungewöhnliche, aber liebevolle Kindheit bei ihrem Großvater, einem Professor, in New York. Als er unerwartet stirbt, während sie verreist ist, beschließt Clover, Sterbebegleiterin zu werden. Denn niemand soll allein, ohne Trost, aus dem Leben scheiden müssen. Mit ihrer ruhigen, mitfühlenden Art ist Clover die Beste auf ihrem Gebiet, doch das Leben droht sie zwischen ihrem Beruf und einsamen Abenden mit romantischen Filmen zu verpassen.
Das ändert sich schlagartig, als die quirlige Sylvie nebenan einzieht, die von den Aufgaben einer Sterbebegleiterin fasziniert ist statt wie die meisten anderen Menschen abgeschreckt von dem Kontakt mit Trauer. Dann bekommt Clover mit der resoluten alten Dame Claudia eine neue Klientin, die sie auf die Suche nach ihrer verlorenen großen Liebe schickt - eine Suche, die Clover ihrem eigenen Seelenverwandten näher bringen wird, als sie ahnt …
meine Meinung:
Sterbebegleiterin - ein Beruf, den ich niemals selbst ausführen kann, weil ich emotional zu befangen bin, doch ein Thema, welches sich sehr interessant las …
Der Plot mit der „verlorenen großen Liebe“ ist schon langsam ausgelutscht … Trotzdem habe ich mich auf dieses Werk eingelassen, weil ich eben mehr über die Berufung erfahren wollte und mir einige Taschentuchmomente und schöne Worte erhoffte.
Leider hat die Autorin mich nicht überzeugen können …
Der Roman ist künstlich in die Länge gezogen. Es gibt kaum Handlung, sondern die Tatsachen werden am laufenden Band wiederholt. Die Protagonistin macht über Seiten hinweg keine Entwicklung durch. Der erste Part war somit mit einer gehörigen Portion Ausdauer verbunden.
Ich denke, meine Erwartungen waren einfach zu hoch und in die falsche Richtung gehend. Deshalb kann ich dem Erzählten im Endeffekt nicht wirklich etwas abgewinnen. Schon jetzt - kurz nach Beendigung - kann ich mich kaum noch an Details erinnern und Clover ist so blass, dass sie fast durchsichtig erscheint. Zudem fand ich ihre Person nicht sehr glaubwürdig und stellenweise sogar nervig.
Es gibt kaum Wendungen und wenn, dann solche, die man voraussehen kann.
Der Fokus, den ich erwartete - nämlich mehr von einer Sterbe-Doula zu erfahren - wurde durch allerlei Nebenhandlungen völlig verdrängt. Es passiert so viel und doch nichts. In meinen Augen hat sich die Autorin ein bisschen verrannt.
©2024 Mademoiselle Cake
Zitate:
»„Er ist ein verbitterter, böser alter Mann.“ Aber von so etwas ließ ich mich nicht abschrecken - normalerweise bedeutete das einfach, dass dieser Mensch Angst hatte, sich ungeliebt und alleine fühlte.« (S. 9)
»[...] genauso wie wir erst wissen können, wie lange ein Streichholz brennt, wenn wir es anzünden, so wissen wir auch erst, wie lange ein Leben dauert, wenn wir es leben.« (S. 52)
»Es frustrierte mich, dass die Gesellschaft der Trauer unbedingte einen Zeitwert beimessen wollte, als könnte die Liebe einfach so nach einer Weile verschwinden. Und dass sie einem vorschreiben wollte, dass die Trauer um jemanden, den man nur flüchtig kannte, ebenso flüchtig sein sollte. Doch eine Mutter, die eine Fehlgeburt erleidet, hatte zwar nie die Gelegenheit, dieses Kind im Arm zu halten, aber dafür genug Zeit, es zu lieben, von ihm zu träumen und zu hoffen. Und das bedeutet, dass ihre Trauer eine doppelte ist - sie trauert nicht nur um das Kind, sondern auch um das Leben, das ihr verwehrt bleibt.
Was gibt uns das Recht, jemanden zu sagen, sein Schmerz sei unangemessen?« (S. 98)
»Die Wahrheit ist, dass die Trauer nie wirklich vergeht. Jemand hat mir einmal gesagt, sie sei wie eine Tasche, die man immer bei sich trägt - am Anfang ist sie ein großer Koffer, und im Laufe der Jahre schrumpft sie vielleicht auf die Größe einer Handtasche, aber sie begleitet einen ein ganzes Leben lang.« (S. 263)
»Es kam mir so vor, als wollten sie nur, dass ich über meine Trauer hinwegkomme, damit sie sich nicht damit befassen müssen.« (S. 311)
buchige Daten:
Titel: Dieses schöne Leben
Text: Mikki Brammer
Übersetzung: Carolin Müller
Verlag: Knaur
Ersterscheinung: 2023
Genre: Roman
Medium: eBook
Rezension vom: 29.01.24
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