Rezension: Peter Härtling - Das war der Hirbel

Klappentext:

Zehn Jahre ist der Hirbel alt, aber das geistig behinderte Kind wirkt wie ein Sechsjähriger. Er leidet unter Kopfschmerzen und Krämpfen und wird von seiner Mutter zu Pflegeeltern und dann ins Heim abgeschoben. Hirbel sammelt Heimerfahrung, aber seine Sehnsucht nach Wärme, Geborgenheit und Freundschaft bleibt unerfüllt.

Doch nicht nur die Schattenseiten, auch die hellen heiteren Momente im Leben Hirbels finden in der sensiblen Erzählung Peter Härtlings ihren Niederschlag.

meine Meinung:

Mir ist von Peter Härtling „Ben liebt Anna“ als Schullektüre in Erinnerung geblieben. Als ich es letztes Jahr mit den Augen einer Erwachsenen las, war ich nicht mehr ganz so begeistert.
„Das war der Hirbel“ kannte ich vom Titel her, jedoch hatte ich das Buch vorher noch nie in der Hand.

Ich war gespannt, wie der Autor das Thema kindgerecht und ohne erhobenen Zeigefinger umsetzt, weil ich denke, dass es eigentlich nicht (nur) an Kinder adressiert sein sollte.

Bei Härtlings Text muss man im Hinterkopf behalten, dass er 1973 veröffentlicht wurde. Das sind mittlerweile 50 Jahre - 50 Jahre, in denen sich unsere Gesellschaft und die Wissenschaft verändert haben.

Vielleicht war damals alles so schlimm, wie es beschrieben wurde. Heute kennt man andere Lösungsansätze. Doch auch schon damals hätte das Verhalten von Hirbel als unangemessen gegolten. Klar werden manche Kinder auffällig, wenn ihnen jegliche Liebe entzogen und verweigert wird. Das ist ganz normal. Und trotzdem darf man als Betroffene*r nicht so agieren.

Vor allem sollte man solche Situationen in einem Kinderbuch nicht einfach in den Raum werfen und so stehen lassen. Ich weiß, das Buch wird in der Schule totanalysiert. Doch wer niemanden zum Reden hat, den werden die Zeilen eventuell verstören.

Ich hatte gehofft, dass hier keine Moralkeule geschwungen wird, doch Peter Härtling hat sie sogar sehr weit ausgeholt.

Meiner Meinung nach sollte dies keine Schullektüre mehr sein. Es gibt so viel bessere Literatur über dieses Thema. Ich glaube, „Das war der Hirbel“ darf langsam aus den Regalen verschwinden. Oder man nimmt es als Vergleichslektüre, um zu sehen, wie sich die Zeit verändert hat.

©2024 Mademoiselle Cake

buchige Daten:

Titel: Das war der Hirbel
Text: Peter Härtling
Illustrationen: v
Verlag: dtv junior
Ersterscheinung: 1973
Genre: Kinderroman
Altersempfehlung: ab 9
Medium: Taschenbuch
Rezension vom: 10.04.24

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