Rezension: Hermann Mensing - Abends am Meer

Teke stellte sich vor, wie sie hinter ihm saß. Sie hatte beide Arme um seine Hüften gelegt und ihr Haar flog im Wind. Zu Anfang ist das nur ein Traum. Teke ist schwarz. Das Mädchen seiner Träume ist weiß. Teke ist Deutscher, das Mädchen Niederländerin. Als Tekes Traum Wirklichkeit wird, spürt er schnell, dass es immer noch Grenzen gibt. Zwar ist es ganz leicht, dass Schwarze und Weiße sich ineinander verlieben, aber die Vorurteile der Eltern, der Freunde und Verwandten wird man dadurch noch lange nicht los. Manchmal bleibt einem nichts als die Flucht. Eine Fahrt zum Meer. Ans Ende der Welt, in ein anderes Land. Abends am Meer ist eine Geschichte, deren Helden mehr als eine Grenze überwinden müssen.

Leider ist das Thema in diesem Jugendbuch noch immer aktuell. Und wenn man bedenkt, dass die Ersterscheinung 2003 war, dann ist das in meinen Augen sehr traurig.

„Abends am Meer“ wurde mir im Rahmen einer Challenge ausgesucht. Ich hatte es von einer Freundin bekommen, jedoch stand es nicht ganz oben auf meiner to-read-Liste.

Eigentlich hatte ich gehofft, es nach dem Lesen in unserer Schulbibliothek unterbringen zu können, doch ich denke, dass es dort ungeachtet im Regal versauern wird.

Das Thema „Rassismus“ wird in den Zeilen immer wieder erwähnt, jedoch bleibt die Erzählung mit ihren 140 Seiten zu oberflächlich. Es findet keinerlei Auseinandersetzung damit statt. Es gibt Konfrontationen, die nie zu einem Ergebnis führen. Weglaufen hingegen wird hier als Lösung angeboten.

Das mag ich 12-Jährigen so nicht präsentieren.

Ich finde ebenso die „Plänkeleien“ zwischen Teke und seinem Freund Mehmet nicht angemessen. Rassismus - egal zwischen welchen Personen - sollte niemals als Spiel verstanden werden. Es sind Beleidigungen - auch wenn sie vom besten Freund kommen. Zumal sie nichts zur Geschichte beitragen.

Ein Jugendroman, der an Aktualität nicht verloren hat, der aber nur an der Oberfläche kratzt und keine vernünftigen Maßnahmen vermittelt.