Rezension: Carolin Pospiech - Bo

Klappentext:

Dass Bo schwul ist, weiß niemand.
Und erst recht nicht, dass er in Cameron, den Freund seiner Schwester, verknallt ist.
Schließlich würde sich alles ändern, wenn die Leute es wüssten oder etwa nicht?
Als Lucy neu in seine Klasse kommt, durchschaut sie ihn sofort und er hat endlich jemanden, mit dem er über seine wahren Gefühle sprechen kann.
Als Bo jedoch am Tag der Sommerabschlussparty einen folgenschweren Fehler begeht, muss schnellstens eine Idee her, wie er sein Geheimnis weiter vor dem Rest der Welt verbergen kann. Damit die bevorstehende Katastrophe vermieden wird, entwickelt er einen Plan.
Doch kann dieser Plan wirklich funktionieren?

meine Meinung:

Carolin Pospiech hat für ihren Debütroman eine eher ungewöhnliche Erzählperspektive gewählt: Bo spricht uns als Lesende direkt an. Das war nicht schlecht, weil man so viel über die Hauptperson erfahren hat. Doch dadurch blieben anderen Charakteren lediglich Nebenrollen mit weniger Tiefe.

Dennoch konnte die Autorin in meinen Augen die Gefühle einiger gut transportieren.
Scham, Verzweiflung, Wut, Trauer, Erleichterung, … Man begibt sich auf eine Achterbahn der Gefühle. Und als Bo eine Person sehr vor den Kopf stößt, musste ich selbst kurz die Luft anhalten, weil es mich tief im Herzen getroffen hat, obwohl ich wusste, was er tun würde.

An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir von der Verfasserin ein wenig mehr Sensibilität gewünscht.
Auf Seite 64 wird ein Typ geschildert, der „halblanges, schwarzen Haar, […] perfekte Figur, […] und ein Gesicht, das es auf das Cover jeder Modezeitschrift schaffen würde“, beschrieben. Was genau bedeutet „perfekte Figur“? Wer definiert das?
Auf Seite 67 hingegen wird ein Mensch richtig schlimm aufgrund seines Äußeren abgewertet. „[…] hat die dicksten Brillengläser, die ihr jemals gesehen habt, zudem ist sie mit einer Zahnspange ausgestattet, die an irgendetwas aus Dads Werkzeugkiste erinnert.“
Bo möchte akzeptiert und toleriert werden, schafft es jedoch selbst nicht, dies bei Menschen um ihn herum zu tun.

Seine Freunde und Freundinnen - und all die anderen Personen um Bo herum - scheinen perfekt in seine perfekte Welt zu passen. „Sie [Lucy] fällt mir deshalb sofort auf, weil sie sich in so ziemlich allem von den rechtlichen Mädchen in unserer Klasse unterscheidet. Keine Markenklamotten, kein übertrieben geschminktes Gesicht, kein dämliches Gekicher, keine sonnengebräunte Haut. In ihrer ganzen Ausstrahlung wirkt sie inmitten der übrigen Schüler merkwürdig deplatziert.“ (S. 28)
Mir fehlt hier komplett die Vielfalt der Menschheit.

Das Ende dann war mir zu offen. Da es für die Zielgruppe ab 12 geschrieben wurde, hätte ich schon gerne erfahren, wie es weitergeht. (Wie) Wird Bo aufgefangen? Welchen Schwierigkeiten muss er sich stellen? Was haben Jugendliche in einer ähnlichen Situation zu erwarten? Wie reagieren die anderen?

Ich hoffe, dass Carolin Pospiech noch einen zweiten Teil parat hält, weil ich finde, dass die Geschichte so einfach kein rundes Ende (für die Zielgruppe) hat.

©2024 Mademoiselle Cake

buchige Daten:

Titel: Bo
Text: Carolin Pospiech
Verlag: agenda
Ersterscheinung: 2024
Genre: Coming-of-Age LGBTQIAP+
Altersempfehlung: ab 12
Medium: Taschenbuch
Rezension vom: 19.09.24

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