Rezension: ✎ Daniela Gesslein - Mama sprachlos

Klappentext:

Das Leben der 17-jährigen Schülerin Marie wird komplett auf den Kopf gestellt, als ihre Mutter ohne Vorwarnung einen schweren Schlaganfall erleidet. 
Während für Marie früher Schule, Jungs, ihre beste Freundin, neueste Kinofilme und Fahrstunden das Wichtigste gewesen sind, prägen nun Krankheit, Angst, Missverständnisse und (Für-)Sorge ihren Alltag: Denn ihre Mutter kann weder gehen noch sprechen. 
Marie droht an der Situation zu verzweifeln. Doch dann bekommt sie Unterstützung von Serafino, einem ihr zunächst Fremden …

meine Meinung:

Als ich die Anfrage für „Mama sprachlos“ bekam, musste ich einige Tage überlegen, ob ich es tatsächlich schaffe, dieses Buch zu lesen. Normalerweise verschlinge ich vom Leben inspirierte Texte (oder Biografien, Tatsachenromane, …) Doch meine Oma starb im Mai 2024 an den Folgen eines Schlaganfalls und ich befand mich noch immer in der Trauerphase …

Letzten Endes sagte ich zu, denn ich erhoffte mir insgeheim ein Verstandenwerden und eventuell auch ein in-den-Arm-genommen-werden. Doch meine Ansprüche stellten sich als zu hoch heraus …

Meine Rezension kommt dieses Mal nicht ohne Spoiler aus, da ich meinen Standpunkt sonst nicht klar machen kann. Und hätte ich dieses Detail vorm Lesen gewusst, hätte ich mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht zugesagt.

Die Familiensituation nach dem Schlaganfall wird sehr intensiv beschrieben. Ich selbst habe mich in den Zeilen nicht wiederfinden können, weil meine Oma nach ihrem zweiten Schlaganfall ins Koma gefallen und daraus nie wieder erwacht ist. Und trotzdem konnte ich das, was Marie und ihre Angehören erleben und durchmachen müssen, ich ein Stück weit mitfühlen.

Glauben spielt in diesem Werk eine sehr große Rolle.
Das ist an sich erstmal nichts, mit dem ich ein Problem habe. Ich selbst glaube an nichts - außer an mich selbst. Doch wer das anders handhabt, den respektiere ich genauso.

Ich hatte Schwierigkeiten mit dem Schutzengel.
Die Beziehung zwischen Marie und ihrem Schutzengel war mir persönlich zu viel. Es ist niemand, der einfach nur auf sie aufpasst, sie beschützt und im Hintergrund für sie da ist. Nein. Er tritt aktiv in ihr Leben (ohne, dass die anderen von ihm Kenntnis nehmen), kann mit ihr reden, ist sogar beleidigt und küsst sie überdies.

Das hat für mich persönlich nicht ins ganze Drumherum gepasst. Ich hatte mich auf eine hochemotionale Geschichte eingestellt, bei der eventuell auch mal Tränen fließen würden. Im Voraus wurde mir weiterhin mitgeteilt, dass es eine Liebesgeschichte gibt, auf die ich gespannt war.
Aber meine Erwartungen wurden nicht erfüllt. Im Gegenteil, die Szenen mit Serafino haben mich oft aus meinen Gedanken zur vorliegenden Situation wieder herausgerissen, stellenweise sogar gelangweilt und genervt.

Mir fehlte zudem ein bisschen das Danach. Der Schlaganfall ereignet sich im Mai 2008. Im Dezember 2008 endet die Geschichte. Man erfährt nichts aus den kommenden Jahren oder wie es der Mama (und der Familie) heute - 15 Jahre später - geht.
Ein Hinweis könnte das letzte Gedicht, welches von der Autorin selbst verfasst wurde, sein. Doch da nicht dabei steht, wann sie es verfasst hat, kann man auch hier nur mutmaßen.

Im Anhang wird erwähnt, wo Betroffene oder Angehörige von Aphasikern Hilfe bekommen können.

Die Anmerkungen und Worterklärungen am Ende eines jeden Kapitels haben mich ein bisschen gestört. Als Register am Schluss des Buches wären sie mir hilfreicher gewesen, da ich dann wüsste, wo ich nachschlagen müsste, wenn ich etwas nochmals nachlesen wollen würde.

Ich hätte mir mehr Fokus und weniger Mystery gewünscht. Außerdem hätte ich gerne aus den Jahren danach gelesen - vor allem in Bezug auf die Entwicklung der Mutter.

Daniela Gesslein beweist mit ihrem Werk Mut, weil sie das Thema Aphasie aufgreift, welches mir bisher in Romanen noch nicht begegnet ist.

©2025 Mademoiselle Cake

 

Zitate:

»Es ist nicht wichtig, was unter dem Weihnachtsbaum liegt. Viel wichtiger ist, wer neben ihm steht.«



buchige Daten:

Titel: Mama sprachlos
Untertitel: Ein Familienroman über Schlaganfall, Glaube, Liebe und das Nicht-Aufgeben
Text: Daniela Gesslein
Verlag: Feuertanz
Ersterscheinung: 2025
Genre: Tatsachenroman
Altersempfehlung: ab 12
Medium: eBook
Rezension vom: 09.01.25

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