📚 Jana stellt vor: Die Amerikanische Revolution
Letzte Woche hat euch Janine ein Buch vorgestellt, in dem es "um die wirklich wichtigen Dinge im Leben" geht. In Woche 71 unseres Projekts "vergessene Schätze" stellt euch Jana erneut einen ihrer Schätze vor:
Wie wurden die USA was sie heute sind? Gerade in diesen Nachwahlwochen blickt die Welt auf die USA – wie sie es seit ihrer Gründung getan hat. Doch wer sind „die Amerikaner“; was bewegte sie zur Unabhängigkeit? Michael Hochgeschwender liefert auf knapp 450 Seiten eine umfassende, fundierte und sehr lesbare Antwort für die Gründungszeit der Vereinigten Staaten.
Der Münchener Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte konzentriert sich auf die Jahre 1763-1815 und zeichnet minutiös die Ereignisse nach, die zur Unabhängigkeit der ehemals britischen Kolonien führten. Die bekannte Tea-Party nimmt dabei nicht mehr Raum ein, als viele andere, ebenso wichtige Ereignisse. Hochgeschwender knüpft an amerikanische Geschichtsforschung an und zeigt, wo möglich, Kontinuitäten bis in die heutige Zeit auf. Seine Darstellung endet nicht mit der Unabhängigkeit der USA, vielmehr beschreibt er auch die ersten schwierigen Jahrzehnte nach der Revolution und zeigt dabei auf, dass es das eine amerikanische Interesse nie gegeben hat, dass Religion, Grundbesitz, Familienzugehörigkeiten und Verbindungen nach Großbritannien lange Zeit eine große Rolle spielten.
Besonders interessant an Hochgeschwenders Monographie ist, dass er soziale Aspekte, die eine ebenso große Rolle für die Unabhängigkeit wie Schlachten und Soldaten spielten, explizit untersucht. Die Rolle von Frauen, Schwarzen und Ureinwohnern wird nicht ausspart; ihnen werden eigene Unterkapitel gewidmet, auch, wenn diese nicht den Schwerpunkt des Werkes darstellen. Teilweise detailverliebt, ohne sich jedoch in seitenlangen Anekdoten zu verlieren, wird insbesondere die Kriegstaktik von Rebellen und Briten intensiv beschrieben – die einzigen Beschreibungen, die für mich ihre Längen hatten, die sich aber im Nachhinein als unverzichtbar herausstellten, um einen Ãœberblick über das Who-is-Who der amerikanischen Politelite zu behalten. Obwohl das Werk klar nach Themenbereichen und Zeitabschnitten untergliedert ist, ist es ratsam, es zumindest beim ersten Lesen von vorn zu beginnen – zu zahlreich sind ansonsten die historischen Persönlichkeiten, Ereignisse und Orte.
Gut gefallen hat mir, dass Hochgeschwender Geschichtsmythen auf allen Seiten klar als solche entlarvt und immer aufs Neue herausarbeitet, wie verschiedenartig und personengebunden die amerikanischen Interessen waren. Er nimmt hin und wieder auch kurz Bezug auf deutsche Beteiligung, z.B. auf die deutschen („hessischen“) Regimenter und Religionsgruppen, ohne dabei jedoch ihre Rolle über zu bewerten. Für deutsche Leser sind diese kurzen Exkurse aber allemal interessant. Historisch interessierte Leser kommen auch sonst auf ihre Kosten: Kriegstaktik, Staatsfinanzen, Bedeutung marginalisierter Gruppen, Misogynie, Religiosität, soziokulturell bedingte Konfliktlagen – jeder wird hier Kapitel finden, die ihm zusagen.
Sehr positiv hervorzuheben ist Hochgeschwenders fließende Sprache mit den stets gelungenen, Kapitel verbindenden Übergängen. Sehr lesbar, verliert sie sich nicht in Fremdworten oder augenzwinkernden Andeutungen, sondern holt den Leser ab, wo er steht, ohne ihn dabei zu bevormunden. Gut gelöst ist auch, dass englische Fachbegriffe nicht übersetzt, sondern kursiv gesetzt wurden, was die Lesbarkeit und den Wiedererkennungswert der Begriffe erhöht.
Die Gestaltung des Buches ist ebenfalls sehr gelungen; allein die kleine Schriftgröße, die die Seitenzahl in einem verkaufbaren Rahmen hält, ist zunächst gewöhnungsbedürftig. Der Anhang ist ein wahrer Schatz, eine Fundgrube an weiterführender Literatur, die es in nächster Zeit auszuschöpfen gilt. Eine ausgezeichnete Idee sind ebenfalls die Karten im Anhang, die u. a. neben den militärischen Operationen während des Unabhängigkeitskrieges auch die Wohngebiete der Indianerstämme Nordamerikas zeigen.
Für alle, die US-amerikanische Dynamiken besser verstehen wollen, ist Michael Hochgeschwenders ein gut recherchierter, detailreicher und großartig geschriebener Einstieg.
©2017
Meinungen von anderen Lesern:
Zusammenfassung:
Wie wurden die USA was sie heute sind? Gerade in diesen Nachwahlwochen blickt die Welt auf die USA – wie sie es seit ihrer Gründung getan hat. Doch wer sind „die Amerikaner“; was bewegte sie zur Unabhängigkeit? Michael Hochgeschwender liefert auf knapp 450 Seiten eine umfassende, fundierte und sehr lesbare Antwort für die Gründungszeit der Vereinigten Staaten.
Janas Meinung:
Der Münchener Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte konzentriert sich auf die Jahre 1763-1815 und zeichnet minutiös die Ereignisse nach, die zur Unabhängigkeit der ehemals britischen Kolonien führten. Die bekannte Tea-Party nimmt dabei nicht mehr Raum ein, als viele andere, ebenso wichtige Ereignisse. Hochgeschwender knüpft an amerikanische Geschichtsforschung an und zeigt, wo möglich, Kontinuitäten bis in die heutige Zeit auf. Seine Darstellung endet nicht mit der Unabhängigkeit der USA, vielmehr beschreibt er auch die ersten schwierigen Jahrzehnte nach der Revolution und zeigt dabei auf, dass es das eine amerikanische Interesse nie gegeben hat, dass Religion, Grundbesitz, Familienzugehörigkeiten und Verbindungen nach Großbritannien lange Zeit eine große Rolle spielten.
Besonders interessant an Hochgeschwenders Monographie ist, dass er soziale Aspekte, die eine ebenso große Rolle für die Unabhängigkeit wie Schlachten und Soldaten spielten, explizit untersucht. Die Rolle von Frauen, Schwarzen und Ureinwohnern wird nicht ausspart; ihnen werden eigene Unterkapitel gewidmet, auch, wenn diese nicht den Schwerpunkt des Werkes darstellen. Teilweise detailverliebt, ohne sich jedoch in seitenlangen Anekdoten zu verlieren, wird insbesondere die Kriegstaktik von Rebellen und Briten intensiv beschrieben – die einzigen Beschreibungen, die für mich ihre Längen hatten, die sich aber im Nachhinein als unverzichtbar herausstellten, um einen Ãœberblick über das Who-is-Who der amerikanischen Politelite zu behalten. Obwohl das Werk klar nach Themenbereichen und Zeitabschnitten untergliedert ist, ist es ratsam, es zumindest beim ersten Lesen von vorn zu beginnen – zu zahlreich sind ansonsten die historischen Persönlichkeiten, Ereignisse und Orte.
„Dennoch sollte deutlich geworden sein, wie problematisch eine verallgemeinernde Rede von >>den Amerikanern<< als Trägern der Amerikanischen Revolution ist. Die Revolution war das Projekt einer starken und entschlossenen Minderheit, nicht sämtlicher Bewohner der Kolonien.“ (S. 318/319)
Gut gefallen hat mir, dass Hochgeschwender Geschichtsmythen auf allen Seiten klar als solche entlarvt und immer aufs Neue herausarbeitet, wie verschiedenartig und personengebunden die amerikanischen Interessen waren. Er nimmt hin und wieder auch kurz Bezug auf deutsche Beteiligung, z.B. auf die deutschen („hessischen“) Regimenter und Religionsgruppen, ohne dabei jedoch ihre Rolle über zu bewerten. Für deutsche Leser sind diese kurzen Exkurse aber allemal interessant. Historisch interessierte Leser kommen auch sonst auf ihre Kosten: Kriegstaktik, Staatsfinanzen, Bedeutung marginalisierter Gruppen, Misogynie, Religiosität, soziokulturell bedingte Konfliktlagen – jeder wird hier Kapitel finden, die ihm zusagen.
Sehr positiv hervorzuheben ist Hochgeschwenders fließende Sprache mit den stets gelungenen, Kapitel verbindenden Übergängen. Sehr lesbar, verliert sie sich nicht in Fremdworten oder augenzwinkernden Andeutungen, sondern holt den Leser ab, wo er steht, ohne ihn dabei zu bevormunden. Gut gelöst ist auch, dass englische Fachbegriffe nicht übersetzt, sondern kursiv gesetzt wurden, was die Lesbarkeit und den Wiedererkennungswert der Begriffe erhöht.
Die Gestaltung des Buches ist ebenfalls sehr gelungen; allein die kleine Schriftgröße, die die Seitenzahl in einem verkaufbaren Rahmen hält, ist zunächst gewöhnungsbedürftig. Der Anhang ist ein wahrer Schatz, eine Fundgrube an weiterführender Literatur, die es in nächster Zeit auszuschöpfen gilt. Eine ausgezeichnete Idee sind ebenfalls die Karten im Anhang, die u. a. neben den militärischen Operationen während des Unabhängigkeitskrieges auch die Wohngebiete der Indianerstämme Nordamerikas zeigen.
Für alle, die US-amerikanische Dynamiken besser verstehen wollen, ist Michael Hochgeschwenders ein gut recherchierter, detailreicher und großartig geschriebener Einstieg.
©2017
Meinungen von anderen Lesern:
Na, was meint ihr?
- Habt ihr das Buch schon gelesen? (hinterlasst doch einen Link zu eurer Rezension und ich verlinke auch euch)
- Empfindet ihr genauso?
- Habt ihr eher eine andere Meinung davon?
- Wandert das Buch direkt auf eure Wunschliste?
- Liegt es gar schon auf dem SuB?
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