✎ Charlotte Roche - Feuchtgebiete


Titel: Feuchtgebiete
Text: Charlotte Roche
gesprochen von: Charlotte Roche
Verlag: Random House Audio
Ersterscheinung: 2008
Genre: Roman
Medium: Hörbuch
Rezension vom: 29.12.17




Klappentext:

Nach einer missglückten Intimrasur liegt Helen (18) im Krankenhaus. Sie wartet auf ihre geschiedenen Eltern. Unterdessen nimmt sie Bereiche ihres Körpers unter die Lupe, die gewöhnlich als unmädchenhaft gelten.Mutig und radikal rebelliert Roches Roman gegen den standardisierten Umgang mit dem weiblichen Körper - und erzählt dabei die wunderbar wilde Geschichte einer ebenso genusssüchtigen wie verletzlichen Heldin.



meine Meinung:

Vor Jahren - wahrscheinlich, als es gerade veröffentlich wurde - habe ich dieses Buch schon einmal gelesen. Habe ich? Ich denke schon, denn befand sich unter meinen Büchern und damals gab es so etwas wie einen Stapel ungelesener Bücher bei mir nicht.

Ich konnte mich jedoch nur noch an eine einzige Szene erinnern. Vielleicht, weil sie tausendfach besprochen wurden ist. Vielleicht, weil sie mir manchmal ins Gedächtnis gerufen wird, weil ich mit diesem Gegenstand tagtäglich konfrontiert werde. Alles andere war mehr oder weniger neu für mich, auch wenn ich wusste: Es wird nichts Alltägliches.

Zum Hörbuch habe ich gegriffen, weil ich mir nicht sicher war, ob ich das Buch wirklich (nochmals) lesen kann / möchte. Zu einem Hörbuch greife ich nämlich nur, wenn ich Zeit und Lust dazu habe - bei einem Buch kann ich schlecht abbrechen, bevor die letzte Seite umgeschlagen ist.

Ob dies so gut war, bezweifle ich teilweise. Charlotte Roche hat eine unglaublich nervige Stimme. Ich konnte ihr nie lange am Stück zuhören. Zwar passt sie zum Charakter, aber sie macht ihn in meinen Augen auch nieder.
Das Werk hat unheimlich viele sehr schlechte Bewertungen bekommen. Lag es vielleicht auch an diesem Punkt? Wenn man eine etwas seriösere Sprecherin gewählt hätte, wäre die Botschaft dann nicht vielleicht auch anders herüber gekommen?

Denn das steckt wirklich in den Zeilen: Die Ansage, sich nicht (immer) zu verstecken.
Die Autorin zählt hier einige Tabus unserer Gesellschaft auf. Und sie sind für mich persönlich stellenweise sehr ekelerregend, sodass ich an mich halten musste, mich nicht zu übergeben. Aber sie sind gut gewählt, wenn auch provokativ. Aber genau das macht es aus.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich damals, mit meinem jungen Ich, bestimmt ganz anders gewertet hätte / habe, weil ich die Aussage nicht verstand. Heute bin ich davon überzeugt, dass es ein gutes Exemplar ist.

Ich möchte das Buch also teilweise wirklich weiterempfehlen. (jedoch nicht als Hörbuch mit dieser Sprecherin) Man muss es mit einem Augenzwinkern lesen, nicht alles für bare Münze nehmen, einen gefestigten Magen haben und vor allem das Gesellschaftskritische zwischen den Zeilen erkennen.

©2017 Mademoiselle Cake

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4 commenti:

  1. Hallo Jane!

    Ich habe Feuchtgebiete ja auch damals (wahrscheinlich auch kurz nach Erscheinen) gelesen. Zu der Zeit war ich vielleicht 16 Jahre alt. Alles an was ich mich noch erinnern kann, ist eine Avocado. Die ist hängen geblieben. ;) Ich weiß auch noch, dass die Protagonistin jede Menge Grauslichkeiten damit und natürlich auch mit ihrem Körper anstellt. Wie du habe ich damals ziemlich sicher auch nicht die Botschaft zwischen den Zeilen verstanden bzw. herausgelesen. Ich weiß auch nicht mehr so genau, wie oder ob ich das Buch damals überhaupt bewertet habe. Wie ich gesehen habe, hat nicht nur das Hörbuch viele schlecht Bewertungen bekommen, auch das Printexemplar kommt nicht so gut an: durchschnittlich 2,5 Sterne. ;) Eigentlich sollte ich es nochmal lesen, denn jetzt hast du mir richtig Lust auf die gesellschaftskritische Botschaft gemacht. Im Regal hätte ich es ja noch stehen.

    Alles Liebe dir ♥ und einen guten Rutsch!
    Janine

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    1. Ciao Janine,

      alles, was ich noch wusste, war die Szene mit dem Duschkopf ...

      Ich habe 'Schoßgebete' von ihr damals auch sehr schlecht bewertet. Ob ich das heute auch anders sehen würde? Aber das ist ja oft so, dass man ein Buch liest und Jahre später hat man (vielleicht) eine ganz andere Sichtweise (darauf). Deshalb les ich Werke ungern 2x, weil ich Angst habe, dass ich eines, welches ich geliebt habe, nun nicht mehr so verstehe wie damals ...

      Ich bin gespannt, ob du nochmals zu 'Feuchtgebiete' greifen wirst. Vielleicht mit deinem Freund zusammen? Ich denke, dies ist ein super Buch zum Diskutieren.

      Herzige Grüße,
      Jane

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    2. Ja, vielleicht. Aber Schoßgebete ist ja noch nicht ganz so alt, oder?
      Du hast recht. Kürzlich ist es mir erst so mit "Im Licht von Apfelbäumen" von Amanda Coplin gegangen. Ich habe es nochmal gelesen, nach ungefähr drei Jahren, beim ersten Mal war ich hellauf begeistert davon, ich habe es geliebt. Beim zweiten Mal stellte sich dann Ernüchterung ein ... Das kann passieren, dass man Bücher in unterschiedlichen Lebensabschnitten anders sieht, aber das finde ich okay. Man verändert sich selbst ja auch, man entwickelt sicher weiter (hoffentlich! :P), man wächst und man ändert evtl. auch sein Weltbild ein wenig. Dann ist es in Ordnung, dass man Dinge nach einer gewissen Zeit anders sieht, das empfinde ich nicht als schlecht. Kann ja auch sein, dass man nach all der Zeit auch Sachen aus einer Geschichte herausliest, die man vorher so nicht wahrgenommen hat, wie du z. B. eben jetzt bei "Feuchtgebiete". Aber wenn man es so sieht, dann würde es sich eigentlich mehr lohnen, ein Buch nochmal zu lesen, dass man damals schrecklich fand. Kann dann ja nämlich beim zweiten Mal lesen nur besser werden. ;) Aber dass man auf ein Buch, das man als so schlecht in Erinnerung hat, später keine große Lust mehr hat, kann durchaus passieren. :D

      Mein Freund und ich haben es vor einem Jahr schon mal angelesen (Feuchtgebiete), aber dann hatten wir doch lieber Lust auf etwas weniger Ekelhaftes. (Geht ja schon am Anfang recht zur Sache.^^) Mal sehen, ja, vielleicht wagen wir uns nochmal drüber zu einem späteren Zeitpunkt.

      Alles Liebe,
      Janine

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    3. 'Schoßgebete' ist auch schon von 2011 - also auch nicht mehr jung. (für ein Buch)

      Ich würde gerne 'Lauf, Jane, lauf' von Joy Fielding nochmals lesen, aber da kann ich mich noch an alles erinnern und habe Angst, dass es dann langweilig rüberkommt. Daher lass ich es lieber.
      Bücher, bei denen ich nichts mehr weiß, kann ich ruhig nochmals lesen. Aber dann habe ich die meist vor meiner Rezensionszeit verschlungen und möchte jetzt nur wissen, ob sie einen Platz im hart umkämpften Bücherregal bekommen.

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