Rezension: Delia Owens - Der Gesang der Flusskrebse
Klappentext:
In den 1960er-Jahren schwirren viele Gerüchte über Kya Clark durch die ruhige Küstenstadt Barkley Cove. Isoliert lebt sie im Marschland mit seinen Salzwiesen, Sandbänken, Buchten. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Zwei junge Männer werden auf die wilde Schöne aufmerksam, und Kya öffnet sich einem neuen Leben - mit dramatischen Folgen. Als einer der beiden tot aufgefunden wird, sind sich die Bewohner sicher: Das »Marschmädchen« ist schuld.
meine Meinung:
Ich wollte dieses Buch mögen. Wirklich.
Doch Recherchen haben mich nun dazu veranlasst, die Geschichte in einem anderen Licht zu sehen. Sie haben mich dazu veranlasst, mich gegen zehntausende Lesende zu positionieren und zu sagen: Lest dieses Werk nicht, schaut den Film nicht!
Kya soll in dieser Geschichte eine starke Persönlichkeit darstellen. Unabhängig. Schlau. Zu allem fähig, was sie sich vornimmt.
Doch bereits der Anfang erschien mir unglaubwürdig. Eine 6-Jährige, die sich ganz allein durchschlagen muss, die sich Mobbing entgegenstellen muss, die nicht zur Schule geht und trotzdem Lesen und Schreiben lernt? Und das natürlich auch noch alles schafft und zu einer wunderschönen Frau heranwächst, die es in ihrem Leben sehr weit bringt? Da hat es sich die Autorin sehr einfach gemacht.
Denn die anderen Charaktere sind ebenfalls voller Klischees und bringen kaum Dynamik ins Geschehen.
Der Rest der Erzählung trieft nur so vor Kitsch. Muss man halt mögen sowas. Ich höre mir zwischendurch manchmal solche Geschichten an, um von den schweren Themen, die ich ab und zu lese/höre, einen kleinen Abstand zu bekommen.
Delia Owens hat eine bildhafte Sprache. Man merkt, dass sie selbst Zoologin ist. Ihre Beschreibungen der Fauna und Flora im Marschland ließen einen inneren Film vor meinen Augen entstehen. Doch darüber hinaus gibt es keinen großen Anspruch. Ich folgte dem Erzählten mit Leichtigkeit nebenbei.
Der Roman wäre bei mir im Mittelfeld gelandet. Nichts, was ich jemandem explizit empfehlen würde, doch wer dieses Genre mag, der hätte mal reinlesen/-hören können.
Doch dann kam das Ende. Ein Ende, mit dem ich so nicht gerechnet hätte und der mich vor den Kopf gestoßen hat, weil ich diese Darstellung in keiner Weise unterstützen kann. Das Mordmotiv ist einfach nicht vertretbar!
Und da kommen wir wieder zu dem Punkt mit den Recherchen: Wollte Delia Owens mit ihrem Werk vielleicht ihre eigene Geschichte aufarbeiten? Für mich ein Versuch, der kläglich gescheitert ist.
Von mir bekommt diese Lektüre unter den genannten Gesichtspunkten keine Hörempfehlung. Ich werde mir auch den Film nicht anschauen, sondern gebe den Hinweis, ganz gezielt nach der Schriftstellerin zu suchen und sich ein eigenes Bild von ihr zu machen - und danach zu entscheiden, ob man den Roman lesen und sie damit unterstützen möchte oder lieber nicht.
©2022 Mademoiselle Cake
buchige Daten:
Titel: Der Gesang der Flusskrebse
Text: Delia Owens
Ãœbersetzung: Ulrike Wasel & Klaus Timmermann
gesprochen von: Luise Helm
Verlag: HörbucHHamburg
Ersterscheinung: 2019
Genre: Roman
Medium: Hörbuch
Rezension vom: 05.09.22
... und das sagen andere:
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