Rezension: Jan Leidag - Mein schwieriges Leben


Klappentext:

Gewalt, Sexualität, Mobbing - dies alles und noch einiges mehr, wie z. B. eine Familienkrise, die ich als Kind erlebte und wie dies meine schulische Ausbildung bestimmt hat, oder das Mobbing, das mit meiner Schule und den Auseinandersetzungen meiner Eltern zu tun hatte. Dies alles wirst du in diesem Buch erfahren. Wir tauchen gemeinsam ab in eine Welt voller Emotionen, meiner und deiner Emotionen.
Ich erzähle dir, wie es wirklich war und nehme kein Blatt vor den Mund. Ich erzähle dir, wie ich damit umgegangen bin, was es aus mir gemacht hat und wie ich es hätte besser machen können.
Ich verspreche dir, es wird nicht langweilig werden!

meine Meinung:

Als ich die Anfrage für dieses Buch bekam, musste ich gar nicht lange überlegen. '(Auto)Biografien, Erfahrungen, Tatsachen' ist das meistgelesene Genre in meinem Regal. Ich bin einfach mega interessiert an Menschen und ihren Erfahrungen.

Was Jan Leidag hier jedoch abliefert, gehört in meinen Augen in kein Buch.

Am Anfang war ich noch richtig gefangen in seinem Geschriebenen. Er schilderte Situationen, die ebenso mir nicht fremd sind. Ich hatte eine Schulfreundin, die wirklich Schlimmes über sich ergehen hat lassen müssen. Auch dort haben Pädagogen & Pädagoginnen - und das Jugendamt - versagt, weil sie einfach weggeschaut haben. Noch heute ist sie davon gezeichnet.
Ich bekam also Mitleid mit dem Schreiber und dachte, dass ich irgendwie ein Band beim Lesen zwischen uns knüpfen könnte.

Doch je mehr die Lektüre voranschritt, desto mehr musste ich mich aufrappeln, die 130 Seiten zu Ende zu lesen.

Er wiederholte sich ständig. Er springt in der Zeit. Zum Schluss hin gab es keine zusammenhängende Geschichte mehr, sondern es wurden wahllos Episoden aneinandergereiht. Man merkte richtig, dass er das unbedingt noch loswerden wollte, aber irgendwie nicht so richtig passte.

Bei mir ist leider nicht angekommen, was genau der Autor mit seinem Buch erreichen möchte. Möchte er, dass sich Opfer früher an Vertrauenspersonen wenden? Möchte er, dass andere genauer hinschauen und (früher) eingreifen?

Für mich ist er auch kein Vorbild. Klar hat er durchs Kämpfen einiges erreicht. Aber noch immer geht er den Weg der Resignation. Und das kann ich einfach nicht gutheißen! Das möchte ich meinem Kind nicht mit auf dem Weg geben.

Wenn jetzt hier jemand geschrieben hätte, der all das erfahren musste und nun einen Weg (für sich) gefunden hat, um Antrieb für junge Erwachsene zu sein, dann hätte ich dieses Buch gefeiert. Doch Herr Leidag ist noch lange nicht so weit. Er hadert in so vielen Punkten mit sich selbst. Er verwirrt Lesende nur, anstatt sie zu motivieren, weil er selbst noch nicht gefestigt ist. Ich sage nicht, dass er perfekt sein muss - das ist niemand! -, doch wie möchte man Unsicherheit mit Unsicherheit bekämpfen? Wie möchte man Jugendliche motivieren, wenn man selbst seinen eigenen Weg noch nicht gefunden hat?

Jan Leidag hat Mut bewiesen, weil er mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit gegangen ist. In dieser Form kann ich sie jedoch keinem empfehlen.

©2022 Mademoiselle Cake

buchige Daten:

Titel: Mein schwieriges Leben
Untertitel: Trennung, Gewalt & Mobbing
Text: Jan Leidag
Verlag: Verrai
Ersterscheinung: 2022
Genre: Autobiografie
gelesen als: Taschenbuch
Rezension vom: 12.09.22

... und das sagen andere:

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