Rezension: Isabella Maria Kern - Nur Hannah.

Klappentext:

Kloster oder Psychiatrie?
Die Wahl fällt Hannah nicht leicht. Aber der Aufenthalt in einem Kloster auf einer süditalienischen Insel scheint das geringere Übel zu sein.
Nicht nur der verbotene Pavillon im Klostergarten birgt ein Geheimnis, auch die Nonnen haben etwas zu verbergen.
Und obwohl Hannah meint, dass sie in Österreich niemand vermisst, ist jemand verzweifelt auf der Suche nach ihr.
Die Facebook-Gruppe "Wir suchen Hannah" zählt schließlich über 30.000 Mitglieder. Nur Hannah bekommt davon nichts mit, weil ihr eine der Klosterregeln verbietet, das Handy zu benutzen.

meine Meinung:

Ich war sehr gespannt auf die Lektüre. Zum einen, weil sie Italien spielt. (und ich selbst hier mittlerweile lebe) Zum anderen, weil das Thema 'Intersexualität' in der Romanwelt fast keinen Platz hat.

Schon der Anfang fiel mir nicht ganz so leicht. Es bilden sich sehr viele Fragen, die auch im Laufe der Geschichte kaum beantwortet werden.

Im Klappentext wird damit geworben "Kloster oder Psychiatrie? Die Wahl fällt Hannah nicht leicht. [...]". Für mich ist dieser Punkt überhaupt nicht ausgearbeitet worden. Hannah kommt direkt im Kloster an. Warum hätte sie denn in die Psychiatrie gesollt? (dazu gibt es nur eine kurze Andeutung) Und wie kann man zwischen zwei so unterschiedlichen Einrichtungen entscheiden dürfen? Dazu wäre ein Prolog hilfreich gewesen.

Generell hätte ich gerne viel mehr aus Hannahs früherem Leben erfahren. Wie gingen ihre Eltern mit ihrer Intersexualität um? Wie war das Verhältnis, nachdem sich Hannah dazu entschieden hat, als Frau zu leben? Denn das sie das tut, erfährt man im Vorwort der Autorin. "Hannah war nicht immer Hannah. Sie ist intersexuell geboren, wuchs als Junge auf und wurde in der Schule gemobbt." (S. 5)

Doch nicht nur Hannah bleibt mir größtenteils fremd. Auch andere Charaktere und Begebenheiten, die großes Potential dafür haben, mich emotional zu berühren, bleiben eher blass.

Was mich jedoch am meisten gestört hat und was ich nun spoilere, weil ich denke, dass es Lesende wissen sollten - vor allem Menschen, die vielleicht in einer ähnlichen Situation wie Hannah sind/waren: Ein Coming Out durch eine andere Person kann schwere psychische Folgen haben. Und dass dies in der Erzählung ohne Triggerwarnung geschieht, ist in meinen Augen nicht nachvollziehbar. Es ist IHR Leben und SIE alleine hat das Recht dazu, ihre Geschichte zu erzählen. (zumal es ohne Konsequenzen bleibt)

Eine weitere Kritik muss ich für die italienische Sprache aussprechen. Nicht, dass sie so zahlreich vorhanden ist, sondern dass nahezu bei JEDEM Auftauchen von italienischen Worten/Sätzen Fehler vorhanden sind (mal ist es die Grammatik, mal sind es die Worte an sich und oft ist es der Akzent), macht mich ehrlich gesagt sprachlos. Dadurch konnte ich diese Parts gar nicht genießen, sondern fand es sehr anstrengend.

Ich merke schon, dass ich mit meiner Meinung ziemlich alleine auf weiter Flur bin, denn mich hat dieser Roman leider nicht so mitgenommen, wie ich gerne gehabt hätte ... Ein Sensitivity Reading wäre an dieser Stelle sicher von Vorteil gewesen.

©2022 Mademoiselle Cake

buchige Daten:

Titel: Nur Hannah.
Text: Isabella Maria Kern
Verlag: Selfpublisher
Ersterscheinung: 2022
Genre: Roman
gelesen als: Taschenbuch
Rezension vom: 28.12.22

... und das sagen andere:

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