Rezension: Selene Mariani - Ellis

Klappentext:

Deutschland und Italien. Zwei Freundinnen zwischen Nähe und Distanz. Was hält sie zusammen, wieso können sie sich nicht voneinander lösen?

Als Ellis ein kleines Kind ist, zerbricht die Ehe ihrer Eltern. Mit ihrer Mutter zieht sie von Italien nach Deutschland. Das Leben in der neuen Umgebung ist schwer, die Kinder in der Schule grenzen sie aus. Eines Tages kommt ein neues Mädchen in die Schule, Grace: Zu ihr entwickelt sich eine Freundschaft, die Ellis Halt gibt, ihr das fehlende Gefühl von Zugehörigkeit ersetzt. Bis Grace plötzlich die Seiten wechselt.
Jahre danach treffen Ellis und Grace wieder aufeinander und kommen sich langsam näher. Ellis lädt Grace ein, sie auf ihrem jährlichen Besuch der Großeltern in Italien zu begleiten. Dort kommt die problematische Dynamik ihrer Freundschaft von Neuem zum Vorschein; Ellis schwankt ob Grace' Verhalten zwischen wütendem Rückzug und hoffnungsvollen Versuchen der Annäherung. Sie erinnert sich an alte Konflikte, erkundet ihre eigene Zugehörigkeit und wird sich ihrer Gefühle für Grace mehr und mehr bewusst.

Was bedeutet es, sich weder in dem Land, in dem man lebt, zuhause zu fühlen, noch in dem Land, in dem man geboren wurde? Was hält Ellis und Grace zusammen? Und kann die Annäherung an Grace der Frage nach der eigenen kulturellen Identität eine Antwort geben? In einer zarten, bildreichen Sprache geht Selene Marianis Roman episodenhaft diesen Fragen nach, Rückblenden mit assoziativen Erinnerungen weben sich dabei immer wieder in die erzählte Jetzt-Zeit ein.

meine Meinung:

Auch nach dem zweiten Lesen gehöre ich eher der Fraktion an, die sich nichts aus diesem Debüt macht ...

Selene Mariani weiß, wovon sie schreibt. Sie wuchs selbst in Italien und Deutschland auf, kennt (wahrscheinlich) die Zerrissenheit zwischen den zwei Welten, und doch konnte sie mich mit ihren Worten nicht so recht erreichen.

Lesende merken schnell, dass eine toxische Beziehung zwischen Ellis und Grace besteht.
Die Autorin spielt mit uns Außenstehenden. Vieles überlässt sie unserer Fantasie. Das ist grundsätzlich nicht schlecht, doch wird in dieser Erzählung ein wenig zu sehr auf die Spitze getrieben.
Die Gefühlswelt von Ellis hätte noch mehr herausgearbeitet, mehr in den Fokus gestellt werden können. Damit hätte Mariani den/die Leser*in so richtig packen können.

So bleibt die Geschichte trotz ihrer Intensität doch irgendwie in der Luft hängen. Man versucht, nach den Charakteren zu greifen, aber sie gleiten einem immer wieder durch die Finger. Das mag als Stilmittel ab und zu funktionieren, gestaltet sich aber mit zunehmender Seitenzahl als zu viel.

Selene Mariani beweist Mut zur Lücke, doch ich hätte mir etwas mehr Mut zur Tiefe gewünscht.

©2023 Mademoiselle Cake

buchige Daten:

Titel: Ellis
Text: Selene Mariani
Verlag: Wallstein
Ersterscheinung: 2022
Genre: Roman
gelesen als: eBook
Rezension vom: 04.06.23

... und das sagen andere:

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