Rezension: Marie Louise Fischer - Mädchenwohnheim

Klappentext:

Natürlich sind sie alle gut untergebracht in ihrem Mädchenwohnheim, dennoch haben Gitte, Lola und Angi ihre kleinen Kümmernisse: Lolas Eltern verstehen ihre Tochter nicht mehr; Angi leidet unter der Strenge der Heimaufsicht; Gitte muß ihre erste Liebesenttäuschung verwinden. Ein turbulentes Geschehen hält das Heim in Spannung, bis ein Gartenfest die Probleme auf amüsante Weise löst.

meine Meinung:

In meiner Kindheit bekam ich das Buch "Delias Abenteuer" von Marie Louise Fischer geschenkt, welches noch immer als Erinnerung in meinem Regal steht. Neulich fiel mir "Mädchenwohnheim" der Autorin in die Hände und ich war neugierig, welche Welt sie dort zeichnet. (ich hatte vorher extra nicht auf das Erscheinungsdatum geschaut)

Ich dachte, es handele sich um ein Kinderbuch, doch tatsächlich sind die drei Hauptprotagonistinnen 15, 17 und 18 Jahre alt - also bereits Jugendliche bzw. junge Erwachsene.
Außerdem erwartete ich bei 180 Seiten keinen Tiefgang, was die Messlatte wirklich sehr weit unten beließ.

Die Geschichte spielt in den 70er Jahren.
Man erfährt recht wenig von den Charakteren. Und was man liest, ist oberflächlicher Natur. Die Darsteller*innen sind austauschbar und haben kaum Ecken und Kanten. Ich hätte zum Beispiel gerne mehr Hintergrundinformationen zu den Mädels gehabt. Die Verfasserin gibt gerade so viel preis, dass man weiß, die Drei sind eher nicht freiwillig dort.

Die Auseinandersetzungen verlaufen nahezu friedlich und lösen sich im Nu auf. Heutzutage wäre das nicht mehr denkbar. Da muss es am besten heiß her gehen.
Auch kleine rebellische Ausbrüche haben keine großen Auswirkungen. Heute würde das alles ziemlich aufgebauscht werden.

In Liebesdingen geht es sittsam zu. Gefühle werden zwar angesprochen, doch bei mir kamen sie nicht an. Man merkt einfach, dass die Geschichte in einer anderen Zeit spielt.

Geschlechtertrennung ist ebenfalls etwas, womit die heutige Jugend eher weniger anfangen kann.

Ich glaube, heute hat das Werk keinen Bestand mehr. Die meisten Lesenden schreien nach Tiefgang, einer Botschaft, etwas, was sie im Leben weiterbringt. "Mädchenwohnheim" fällt wohl eher unter Trivialliteratur. Die Autorin meint dazu:

»Ich bin eine Unterhaltungsschriftstellerin und habe keine großen Aussagen zu machen.
Ich möchte auch nicht das Bewußtsein [sic!] der Menschen verändern.« (Quelle)

Wer also gerne mal einen kleinen Ausflug in die 70er Jahre machen mag, der kann die kurze Lektüre zur Hand nehmen. Die etwas ältere Generation wird dann wahrscheinlich in Nostalgie schwelgen ...

©2023 Mademoiselle Cake

buchige Daten:

Titel: Mädchenwohnheim
Text: Marie Louise Fischer
Verlag: Neuer Kaiser
Ersterscheinung: 1975
Genre: Jugendroman
Altersempfehlung: ab 12
Medium: Hardcover
Rezension vom: 05.09.23

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