Rezension: Sophie Brandes - Total blauäugig

Klappentext:

„Sei froh, daß ich auf dich steh“, sagt Kemmel, „sonst würd ich dir was antun.“ Ohne Schuld zu verspüren, vergewaltigt er die neunzehnjährige Marieluise. Völlig verstört zieht sich das Mädchen in sich selbst zurück, voll Abscheu, am meisten gegen sich selbst. Nach dem Abitur verläßt sie fluchtartig die elterliche Wohnung, die Stadt, ja sogar das Land. Je weiter weg, desto besser, denkt sie und nimmt eine Au-pair-Stelle in Paris an. Doch so einfach ist die Lösung nicht. Marieluise macht viele neue Erfahrungen, gewinnt Freunde; aber es dauert eine ganze Zeit, bis sie sich selbst wieder akzeptieren und neue Lebensperspektiven entwickeln kann.

meine Meinung:

Dieses Buch lag bereits ewig auf meinen SuB - man sieht es an der alten Rechtschreibung. Daher wurde es endlich Zeit, es davon zu befreien, um zu schauen, ob es bleiben darf oder gehen muss …

Ich bin ohne große Erwartungen an die Lektüre gegangen, denn dem Alter bin ich längst entwachsen und auch in Paris war ich noch nie. Doch da „Total blauäugig“ ab 14 Jahren empfohlen wird, habe ich mit einer gewissen Tiefe (und Dramatik) gerechnet.

Die Geschichte spielt 1963 - zu der Zeit, als Kennedy ermordet wurde. Nur anfangs sind wir in Deutschland, danach wird fast ausschließlich Marieluises Leben in Frankreich geschildert.
Ich habe gelesen, dass die Autorin selbst ein Orientierungsjahr in Paris verbrachte. (es muss 62/63 gewesen sein) Das erklärt die bildhaften Beschreibungen der Stadt und der Menschen dort. Ob sie selbst ein paar von Marieluises Erfahrungen (dort) machen musste? Heute kann ich mir solch eine Behandlung von Au-Pair-Menschen nicht mehr vorstellen. Damals haben wahrscheinlich noch andere Sitten geherrscht.
Da sehr viele Personen auf wenig Seiten auftauchen, tingelt Vieles an der Oberfläche. Selbst Marieluise bleibt mir größtenteils fremd, obwohl ich mir eine intensive Auseinandersetzung mit ihr erhofft habe. Der Satz des Klappentextes „ Völlig verstört zieht sich das Mädchen in sich selbst zurück, voll Abscheu, am meisten gegen sich selbst.“ kommt für mich in der Erzählung überhaupt nicht rüber. Da hätte ich mir einfach so viel mehr gewünscht. Da das Buch ab 14 ist, sollte man Lesenden schon ein wenig zutrauen.

Leider werden ein paar Stereotype in die Zeilen gepackt. Auch wenn das Buch von 1988 ist, habe ich da ein kritisches Auge drauf.

Sophie Brandes hat sich scheinbar öfter schwierigen Themen angenommen, denn mit „Ein Baum für Mama“ habe ich ein Kinderbuch über Krebs und Verlust auf meinem SuB liegen. Das werde ich noch lesen, doch ich habe nun nicht das Bedürfnis, mir unbedingt noch andere Werke der Autorin anschaffen zu müssen.

©2024 Mademoiselle Cake

buchige Daten:

Titel: Total blauäugig
Text: Sophie Brandes
Ersterscheinung: 1988
Genre: Jugendroman
Altersempfehlung: ab 14
Medium: Taschenbuch
Rezension vom: 09.02.24

Share this:

JOIN CONVERSATION

    Blogger Comment

0 commenti:

Kommentar veröffentlichen

Freundliche Kommentare sind immer gerne gesehen und werden zeitnah beantwortet.
Ich freue mich über einen regen Austausch.

Mit dem Abschicken deines Kommentars akzeptierst du die Datenschutzbedingungen und erklärst dich damit einverstanden, dass deine Daten entsprechend der Datenschutzbestimmungen der DSGVO gespeichert und weiterverarbeitet werden (z.B. bei Verlosungen).