Rezension: Gennifer Choldenko - Drei Erbsen, mein Hund und ich

Klappentext:

Von einem ist Antonia felsenfest überzeugt: Sie lebt in der falschen Familie! Beharrlich behauptet sie ein Adoptivkind zu sein. Das würde auch erklären, warum ihre angeblichen Eltern ihre beiden musterhaft braven Schwestern offenbar viel lieber haben als die unangepasste, höchst eigenwillige 12-Jährige und ihr das Leben schwer machen. Oder ist es vielleicht doch eher umgekehrt? Erst als Antonia die junge Lehrerin Carol kennen lernt und sich zum ersten Mal wirklich verstanden fühlt, beginnt sie zu begreifen, dass jedes Ding zwei Seiten hat...

meine Meinung:

Ich hatte das Buch bei der Aussortieraktion unserer Schulbibliothek entdeckt und wollte einfach mal wissen, was die Kinder so lesen mussten. Außerdem klang der Klappentext interessant, sodass es zumindest vorübergehend mit zu uns nach Hause sollte.

Nun habe ich es beendet und benötigte erstmal eine Nacht, um den Inhalt sacken lassen zu können …

Meine Gedanken rasen …
Ich habe Mitleid mit Antonia.
Ich bin wütend auf sie.
Ich bewundere sie.
Ich verstehe sie so, so gut.

Gennifer Choldenko hatte mich von Seite 1 an abgeholt. Ich fühlte mich direkt verstanden. Antonias Gedanken und Verhalten kamen (meist) so authentisch herüber, dass ich mich oft fragte, ob die Autorin Ähnliches durchmachen musste.

Manche Szenen brachen mir das Herz. In manchen Situationen hätte ich Antonia gerne umarmt. Die Zerrissenheit der Protagonistin war greifbar. Ihr Angst, ihre Wünsche, ihre Aufmüpfigkeit - all das spürte ich körperlich. Bis auf ihre Respektlosigkeit konnte ich auch alles nachvollziehen.

Ich weiß, dass es vielen Kindern so ergeht wie der 12-Jährigen. Manche sind laut, schreien ihren Kummer heraus - und werden missverstanden. Manche von ihnen sind leise, fressen alles in sich hinein - und werden missverstanden. Manche, wie Antonia, versuchen mit verschiedensten Methoden auf sich aufmerksam zu machen - und werden missverstanden.

Es gibt eine gute Seele in dieser Geschichte, ja, aber wieder einmal ist es nicht genug.
Ich lese die Zeilen (heute) mit anderen Augen. Ich bin erwachsen und meine Erfahrungen lassen mich einen differenzierteren Blick darauf werfen. Und doch bin ich der Meinung: Es muss sich endlich etwas ändern! Pädagog*innen müssen dahingehend besser geschult werden. Kinder wie Antonia dürfen nicht immer durchs Raster fallen.

Im Großen und Ganzen hat Gennifer Choldenko versucht, auf ein Problem aufmerksam zu machen, welches zu wenig Beachtung findet.
Die Aufarbeitung mit der Mutter hätte in meinen Augen noch mehr Raum einnehmen müssen.
Zudem hat die Autorin meiner Meinung nach bei einer Szene zu dick aufgetragen. Nicht nur, dass mir das Herz stehen geblieben ist. Ich fand sie ebenso sehr unrealistisch. 

Ich habe beschlossen, dass das Buch bei uns bleiben darf und mein Kind es später hoffentlich lesen wird. Ich möchte, dass sie sieht, dass sich nicht alles von außen sehen lässt. Ich möchte, dass sie empfänglich für solche Nuancen ist. Und ich möchte mit ihr darüber sprechen und sie wissen lassen, dass es in unserer Familie IMMER jemanden gibt, der ihr zuhört.

Diese Geschichte sollte nicht in den weiten der Bücherwelt verschwinden. Sie sollte immer wieder gelesen und besprochen werden und hoffentlich vielen Menschen die Augen öffnen …

©2024 Mademoiselle Cake

buchige Daten:

Titel: Drei Erbsen, mein Hund und ich
Text: Gennifer Choldenko
Ãœbersetzung: Katrin Kölling
Verlag: dtv junior
Ersterscheinung: 2002
Genre: Kinderroman
Altersempfehlung: ab 10
Medium: Taschenbuch
Rezension vom: 26.03.24

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