Rezension: Selma Noort - Das kleine Haus am Fluss
Klappentext:
Juss und seine Familie wohnen in dem kleinen Haus am Fluss. Mit seiner Cousine Amber, die direkt neben ihnen wohnt, schwimmt er im Fluss, eröffnet in seinem Zimmer ein Museum oder gräbt versehentlich das Skelett von Omas verstorbenem Hund im Garten aus ... Für Kinder kann es keinen schöneren Ort geben! Bis eines Tages ein Lastwagenfahrer das kleine Haus rammt und es fast zum Einsturz bringt. Aber Juss und seine Familie wissen, was das Wichtigste ist: Zusammenzuhalten und sich umeinander zu kümmern. Gemeinsam schaffen sie es, aus etwas Schlimmem Neues entstehen zu lassen.
meine Meinung:
Ich hatte mich auf die Lektüre des Kinderromans „Das kleine Haus am Fluss“ gefreut, weil der Klappentext eine dichte, gefühlsnahe Handlung versprach.
Der Einstieg liefert die erwartete Wucht. Der LKW-Unfall spielt direkt eine zentrale Rolle, doch die Erwähnung dessen nimmt dem Moment die notwendige Fallhöhe. Die Szene bleibt intensiv, verliert für mich aber sofort ihren Nachhall.
Selma Noort legt zahlreiche gesellschaftliche und familiäre Belastungen übereinander. Die älteren Figuren tragen die Folgen eines langen Lebens, welches sie teilweise zunehmend überfordert. Die nachfolgende Generation navigiert Migration, komplexe Familienstrukturen und psychische Krisen. Juss und Amber stehen als Kinder im Zentrum eines Geflechts aus Verlust, Übergang und stillen Brüchen, das sich in Gegenwart und Vergangenheit spiegelt. Diese thematische Fülle wird handhabbar erzählt, aber der erzählerische Zug bleibt gedämpft, weil es sehr viel auf engem Raum ist.
Die Szenen zwischen Juss und Amber bilden den lebendigsten Teil. Ihre impulsive Art wirkte auf mich stellenweise jünger, aber gerade diese Unmittelbarkeit bringt Energie und erinnert an eine Kindheit, die noch ohne ständige Selbstinszenierung auskommt. Ihre Freiheit wirkt nicht künstlich, sondern wie ein Rückgriff auf ein kindliches Erleben, das heute meiner persönlichen Erfahrung nach in städtischer Umgebung selten geworden ist.
Der Roman vermittelt trotz ernster Themen ein Gefühl von Zusammenhalt. Die leise Hoffnung, die zwischen den Zeilen aufscheint, entsteht nicht aus Dramatisierung, sondern aus der Beobachtung alltäglicher Verletzlichkeit. Verlust und Neubeginn liegen oft nah beieinander …
©2025 Mademoiselle Cake
buchige Daten:
Titel: Das kleine Haus am Fluss
Text: Selma Noort
Übersetzung: Andrea Kluitmann
Illustrationen: Felicitas Horstschäfer
Verlag: Gerstenberg
Ersterscheinung: 2024
Genre: Kinderroman
Altersempfehlung: ab 9
Medium: eBook
Rezension vom: 09.12.25

0 commenti:
Kommentar veröffentlichen
Freundliche Kommentare sind immer gerne gesehen und werden zeitnah beantwortet.
Ich freue mich über einen regen Austausch.
Mit dem Abschicken deines Kommentars akzeptierst du die Datenschutzbedingungen und erklärst dich damit einverstanden, dass deine Daten entsprechend der Datenschutzbestimmungen der DSGVO gespeichert und weiterverarbeitet werden (z.B. bei Verlosungen).