Rezension: Petra Kasch - Wo nehmen wir jetzt 'ne Oma her?

Klappentext:

Von Windpocken und Wunschomas: eine liebenswerte Geschichte zur Vorweihnachtszeit

Weihnachten steht vor der Tür.
Mama ist auf Dienstreise, Papa muss in seine Bank und Max hat Windpocken. Auch das noch! Wenn sie wenigstens eine Oma hätten, die auf ihn aufpasst. Aber Max hat keine Oma. Einen Opa auch nicht. Nicht mal ein Meerschweinchen. Dafür hat Papa eine Idee. Und von der ist Max ganz und gar nicht begeistert.

meine Meinung:

Die Geschichte um Max aus dem Kinderbuch „Wo nehmen wir jetzt ’ne Oma her?“ von Petra Kasch hat bei mir sofort viele eigene Kindheitserinnerungen ausgelöst und genau dort setzt für mich auch die Stärke des Buches an. Bestimmte Details wirken wie kleine Zeitkapseln und schaffen Gesprächsanlässe zwischen Generationen, selbst dann, wenn sie für heutige Kinder nicht mehr selbstverständlich sind.

Ein Beispiel dafür sind die Windpocken. Max bezeichnet sich selbst als Streuselkuchen, sobald er die Pusteln entdeckt. Das war mir vertraut, meiner siebenjährigen Tochter hingegen nicht. Dass Max diesen Vergleich sofort zieht, erschien mir zunächst unlogisch, eröffnete aber direkt ein Gespräch darüber, wie Krankheiten früher benannt und wahrgenommen wurden. Ähnlich ging es mir mit dem Holz- und Kohleofen, der ebenfalls Teil der Geschichte ist. Meine Uroma hatte noch so einen Ofen in Benutzung und genau diese Szene rief bei mir sehr konkrete Erinnerungen hervor, die heute kaum noch Teil des kindlichen Alltags sind.

Max selbst machte es uns anfangs nicht leicht. Er ist durchgehend unzufrieden, nörgelt über nahezu alles und schafft es sogar, dem Plätzchenbacken etwas Negatives abzugewinnen. Dadurch blieb er für uns zunächst auf Distanz und wirkte wenig einladend. Diese Unsympathie erforderte einige Geduld.

Ganz anders empfand ich Frau Maluschke, die im Verlauf der Geschichte zwar mehrere Beinamen erhält, deren Herkunft allerdings offenbleibt. Bei uns hat dies zu ein paar Spekulationen geführt.
Sie begegnet Max mit einer Selbstverständlichkeit von Wärme, Geduld und Vertrauen. Sie bezieht ihn ein, traut ihm etwas zu und zeigt ihm eine Form von Aufmerksamkeit, die er von seinen Eltern offenbar nicht kennt. Genau diese Beziehung trägt die Geschichte und macht glaubwürdig, wie sich Max’ Haltung verändert.

Das Buch zeigt nachvollziehbar, wie Vorurteile gegenüber älteren Menschen entstehen und sich abbauen lassen. Max lehnt Frau Maluschke zunächst strikt ab, möchte sie nicht als Betreuungsperson akzeptieren und empfindet die Situation als Zumutung. Mit jeder gemeinsamen Erfahrung verändert sich jedoch sein Blick, bis er am Ende traurig darüber ist, dass ihre gemeinsame Zeit begrenzt scheint. Dieser Wandel erfolgt ruhig und ohne erhobenen Zeigefinger.

Problematisch empfand ich die Szene, in der der Vater während der Autofahrt mit dem Handy am Ohr telefoniert. Dies ist auch klar in der Illustration erkennbar. Für uns führte das zu einem längeren Gespräch, weil meinem Kind bewusst ist, dass dieses Verhalten verboten ist. Inhaltlich trägt diese Szene nichts zur Handlung bei, visuell setzt sie jedoch ein fragwürdiges Signal.

Generell gehören die Illustrationen für mich zu den Schwächen des Buches. Sie sind schlicht gehalten, oft detailarm und laden kaum zum längeren Betrachten ein. Teilweise wirken sie sogar unlogisch, etwa wenn ein Zebrastreifen plötzlich vor einer Mauer endet. Hinzu kommt, dass Bild und Text nicht immer zusammenpassen und gelegentlich völlig unterschiedliche Inhalte transportieren. Diese Diskrepanz stört den Lesefluss.

Trotz dieser Kritikpunkte bleibt die Geschichte für mich zeitlich flexibel. Auch wenn das Ende zur Weihnachtszeit angesiedelt ist, funktioniert das Buch unabhängig von der Jahreszeit. Es lebt nicht von festlichen Elementen, sondern von der Beziehung zwischen einem Kind und einer alten Frau, die sich langsam annähern. Genau deshalb eignet sich „Wo nehmen wir jetzt ’ne Oma her?“ zum Vorlesen über das ganze Jahr hinweg und nicht nur im Advent.

©2025 Mademoiselle Cake

buchige Daten:

Titel: Wo nehmen wir jetzt 'ne Oma her?
Text: Petra Kasch
Illustrationen: Martina Mair
Verlag: Middelhauve
Ersterscheinung: 1999
Genre: Kinderroman
Altersempfehlung: ab 6
Medium: Hardcover
Rezension vom: 15.12.25

Share this:

JOIN CONVERSATION

    Blogger Comment

0 commenti:

Kommentar veröffentlichen

Freundliche Kommentare sind immer gerne gesehen und werden zeitnah beantwortet.
Ich freue mich über einen regen Austausch.

Mit dem Abschicken deines Kommentars akzeptierst du die Datenschutzbedingungen und erklärst dich damit einverstanden, dass deine Daten entsprechend der Datenschutzbestimmungen der DSGVO gespeichert und weiterverarbeitet werden (z.B. bei Verlosungen).