📚 Jana stellt vor: Der letzte beste Ort

 

Letzte Woche hat euch Jana einen Roman über eine "starke und ehrliche Schilderung über den Umgang mit einem behinderten Sohn im Japan der 70er/80er Jahre" vorgestellt. In Woche 76 unseres Projekts "vergessene Schätze" stellt sie euch erneut einen ihrer Schätze vor:
Klappentext:

Es ist ein Ort, an dem die Arbeit für gewöhnlich hart, Geld knapp und die Natur prächtig ist, durchzogen vom Band des Yellowstone River, mit den Rockies am Horizont. Für die Männer in Callan Winks Stories ist es der letzte beste Ort und ihr Zuhause. Doch jeder von ihnen läuft Gefahr, in der Weite des heutigen American West verloren zu gehen: Einer bezahlt einen Faustschlag mit zwei Jahren Gefängnis. Ein anderer schmeißt alles hin, um auf einer Farm zu schuften. Und noch ein anderer befreit aus Mitleid einen Hund, kurze Zeit später flieht er vor zwei bewaffneten Verrückten quer über die Felsen durch die Nacht, barfuß und nackt …

Callan Wink hat ein Buch über Sehnsucht, Schuld und das Kräftemessen mit der Natur geschrieben.Der letzte beste Ort ist der fulminante Auftakt eines Erzählers, der Richard Ford und Philipp Meyer nachfolgt. Durchwirkt von der Ehrfurcht gegenüber der Schönheit seiner Heimat, in einer Sprache von kristalliner Vehemenz.


Janas Meinung:

Die Charaktere in Winks Kurzgeschichten sind so rau wie die Natur im Nordwesten der USA. Irgendwie spröde gehen sie durchs Leben, manche verhärmt, andere auf dem Weg, es zu werden. Vermutlich hätte jede einzelne der Figuren Donald Trump gewählt.

Die Geschichten scheinen die ganze Bandbreite des Lebens im Nordwesten abdecken zu wollen: Es geht um einen General, der beim jährlichen Reenactment einer Schlacht seine Affäre zu einer Ureinwohnerin pflegt, während seine krebskranke Frau zu Hause sitzt. Um einen Farmerjungen, der zwischen grausamer Katzenjagd und der gescheiterten Ehe seiner Eltern hin und her pendelt. Um einen gerade aus dem Gefängnis entlassenen Teenager, der sein ganzes Leben noch vor nicht hat und mit nichts da steht. Immer geht es um Beziehungen, denn so allein der Mensch auch in den Weiten Montanas lebt, so sehr sehnt er sich doch nach Nähe: Die alleinerziehende Mutter, ihr jugendlicher Liebhaber, der verlassene Arbeiter, der einen Hund stielt.

All diesen Erzählungen ist gemein, dass sie Leben beschreiben, die tatsächlich so oder so ähnlich gelebt werden können. Die Figuren sind alle grundverschieden, aber keine von ihnen ist klischeehaft. Ihre Umwelt verlangt ihnen alles ab: Heiße, dürre Sommer, bitterkalte Winter, harte Arbeit. Dabei ist der Blick auf gescheiterte Existenzen nicht zuletzt in den Ureinwohner-Reservaten allgegenwärtig. Alkohol und Fleisch spielen eine Rolle, die Sportnachrichten, Waffen und der eigene Grund und Boden. Uramerikanisch, könnte man meinen. Das Besondere an diesen Geschichten ist, dass sie von Menschen handeln, deren Lebenslauf vielen Autoren keine Zeile wert gewesen wäre: Einer alternden Hausmeisterin und ihren Tieren, einem Baumanager, dessen Leben in so ruhigen Bahnen verläuft, dass er sich selbst darüber wundert. Es ist ein besonderer Schlag Mensch, über den Wink hier schreibt.

Auf beeindruckende Weise findet der Autor für jede Geschichte genau die richtige Länge: Man bleibt lang genug bei seinen Figuren, um sie und ihre Lebensumstände kennenzulernen, sich wirklich einfühlen zu können in das Beschriebene. Wenn Wink seine Figuren dann verlässt, tut er das genauso leise, wie er sich ihnen genähert hat: ohne Knall, ohne große Klimax. Der Leser konnte die Figuren eine Zeit lang begleiten und das scheint zu reichen. Der 1984 geborene Callan Wink arbeitet selbst in Montana. Ihm gelingt es, die Schönheit und Grausamkeit dieses Ortes gleichermaßen gekonnt einzufangen. Atmosphärisch, hart, lesenswert.

©2016



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