Rezension: Helen Rutter - Neun Wünsche für Archie


Klappentext:

Was man sich nicht wünscht, kann auch nicht in Erfüllung gehen!

Archie hat es nicht leicht. In der Schule kommt er nicht mit und zu Hause wächst ihm alles über den Kopf, seit sein Vater ausgezogen ist und seine Mutter kaum noch das Bett verlässt.
Als er eines Tages einen Fahrradunfall hat, scheint sich sein Schicksal zu wenden. Denn plötzlich steht vor ihm sein absoluter Lieblingsfußballer und schenkt ihm neun Wünsche. Archie kann sein Glück kaum fassen! Schnell muss er jedoch feststellen, dass die Sache mit dem Wünschen gar nicht so einfach ist. Und eigentlich hat er auch nur einen einzigen Wunsch: Seine Mutter soll endlich wieder glücklich werden.

meine Meinung:

Ich habe das Buch seit ein paar Tagen ausgelesen und musste es erstmal sacken lassen ...

Sicher kennt fast jede*r Kinder, die es nicht leicht haben im Leben. Archie Crumb ist so ein Kind. 

Mit Archie wurde ein echter Sympathieträger erschaffen. Er ist empathisch, ehrlich, aber vor allem traurig. Jedes Kind wird mit ihm mitfühlen können. Mich verletzt es sehr, was er in seinen jungen Jahren bereits alles erdulden muss: Mobbing, die Krankheit der Mutter geheim halten, das Haus sauber halten, eine Stiefmutter, die ihn ablehnt, ein Vater, der ihn ebenfalls nicht mehr möchte, ...
Und niemanden in seinem Umfeld scheint dies aufzufallen bzw. zum Handeln zu animieren.

Genau dort setzt mein größter Kritikpunkt an: Mir fehlen wieder mal präsente Erwachsene! 

Ich mein, es kann doch wohl nicht sein, dass niemandem auffällt, dass Archie mit zu kurzen Hosen herum läuft!? Es kann nicht sein, dass das Mobbing über einen so langen Zeitraum von den Schulfachkräften unentdeckt bleibt bzw. niemals jemand eingreift!? Wenn ich eine richtige Freundin bin (Erwachsene!), lasse ich mich nicht ständig am Telefon abwimmeln (oder höre, wie niemand abnimmt), sondern geh verdammt nochmal hin!

Bin ich zu streng? Nein! Denn ich kenne jemanden, der so aufwachsen musste - ohne Hilfe. Bzw. als sie dann kam, kam sie (fast) zu spät. Heute trägt diejenige ein großes Trauma mit sich herum. Wenn Lehrer*innen oder andere Erwachsene damals besser hingeschaut und hingehört hätten, wäre sie heute mit Sicherheit ein anderer Mensch.

Geht es für Archie gut aus? Ja, jedoch erst, nachdem ER aktiv geworden ist! Ein 11-jähriges Kind!

Die Geschichte hat durchweg einen melancholischen Unterton. Doch zum Glück gibt es immer wieder Punkte, die Lesende schmunzeln lassen, sodass die Schwere hin und wieder aufgehoben wird. Dennoch hoffe ich, dass 10-Jährige diese Erzählung nicht alleine lesen (müssen), denn nicht jedes Kind wird in diesem Alter damit gut umgehen können. (vor allem, wenn sie selbst betroffen sind) Es bedarf Erwachsener an deren Seite, die zum Reden bereit sind, die die Kinder auffangen.

Nichtsdestoweniger ist dieses Werk ein wichtiger Beitrag. Heranwachsende lernen, an sich selbst zu glauben. Sie wachsen mit Archie über sich selbst hinaus. Sie begreifen, dass es ok ist, nach Hilfe zu fragen, wenn man sie benötigt. 

Besonders positiv möchte ich hier die Geschwisterliebe herausheben. Es gibt so wenige Bücher, in denen sich Geschwister so gern haben wie Archie und seine kleine Schwester. Wenn die beiden aufeinandertreffen, geht einem richtig das Herz auf. Das waren meine absoluten Lieblingsmomente!

Ja, es werden viele Themen angesprochen und am Ende aufgelöst, doch ich würde mir ein Buch wünschen, in dem es handelnde Erwachsene gibt; in dem Kinder sehen, dass es NICHT ihre Verantwortung ist, alles am Laufen zu halten, sondern dass es Große gibt, die helfen wollen und können. Mir sind die Erwachsenen in dieser Geschichte einfach zu passiv.

Von mir kann es an dieser Stelle daher nur eine eingeschränkte Leseempfehlung geben.

©2022 Mademoiselle Cake

buchige Daten:

Titel: Neun Wünsche für Archie
Text: Helen Rutter
Übersetzung: Silke Jellinghaus
Verlag: Atrium
Ersterscheinung: 2022
Genre: Kinderroman
Altersempfehlung: ab 10
gelesen als: Hardcover
Rezension vom: 08.09.22

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