Rezension: Martha Strubinger - Gerti Das kleine Tigerkatzenmädchen
Klappentext:
Drei tigerkatzenstarke Bilderbuchgeschichten über die ersten aufregenden Abenteuer der kleinen Gerti mit ihren Freunden.
Ein Buch über Mut, Offenheit und Freundschaft.
Hinauf zur Baumkrone
Gerti, die ohne Krallen geboren wurde, kann mit den anderen Kätzchen nicht auf Bäume klettern.
Schafft es Gerti dennoch die Baumkrone zu erreichen?
Schaumparty
Jemand hat eine Wanne mit Seifenwasser auf die Lichtung gestellt.
Kann man mit den Seifenblasen in bunten Regenbogenfarben spielen?
Fremde Spuren im Schnee
Gerti und ihre Freunde folgen im Schnee fremden Spuren.
Schließt Gerti neue Freundschaften?
meine Meinung:
Ich hatte mich sehr auf das vorliegende Werk gefreut, denn "ein Buch über Mut, Offenheit und Freundschaft" und einer besonderen Protagonistin klang interessant und vielversprechend. Im Moment bin ich jedoch ein wenig enttäuscht ...
Schon als ich den Titel vorlas, meinte meine 4 1/2 Jährige: "Warum Mädchen? Eine Katze ist doch schon ein Mädchen, sonst wäre es doch ein Kater, oder?" Wie recht sie damit hat. Und wirklich leicht ist die Aussprache dieses langen Wortes natürlich auch nicht. Dennoch hat meine Tochter es geübt und sagt nun immer ganz stolz, was ihr kleines Kuscheltier ist: ein Tigerkatzenmädchen.
Bereits das erste Märchen verursachte mir Bauchschmerzen.
Nicht nur, dass es einen dicker Kater gibt, dem die Luft beim Klettern ausging. Auch eine zierliche Katze brauchte eine Pause. Lediglich der gefleckten Katze werden keine beschämenden Adjektive angehangen. Bereits an dieser Stelle werden Stereotype produziert, die es nicht braucht.
Und dann "erreichte Gerti als Einzige der Kätzchen hoch oben den Baumwipfel." Warum? Wieso hilft man sich als (angebliche) Freunde nicht? Schon Gerti wird anfangs einfach unten sitzen gelassen. Wie traurig!
Und die Moral - "Denn jeder ist großartig, wie er ist!" - kommt aus dieser Erzählung nicht rüber. Alle machen ihr Ding und nur Gerti ist am Ende das Superkätzchen.
Natürlich ist auch in der zweiten und dritten Geschichte Gerti die Superheldin.
Ich sehe da leider nichts von Freundschaft. Gerti stellt die anderen immer in den Schatten. Für mich ist die kleine Tigerkatze eine Einzelgängerin/-kämpferin.
Am Ende jeder Erzählung gibt es eine Moral. Diese ist süß gemacht und lädt zum Weiterreden mit Kindern ein. Doch die Geschichten passen für mich nicht zu den Worten, die Martha Strubinger den Kleinen mit auf den Weg geben mag.
Leider sind zudem die Illustrationen nicht immer sehr ansprechend. Das ist Geschmacksache, ich weiß, doch bereits meine Tochter merkte an, dass der Text nicht mit dem Bild übereinstimmt.
Bei Kinderbüchern gibt es bei uns immer 2 Meinungen: die von mir, einer Erwachsenen, und die meines Kindes, einer 4 1/2 Jährigen. Wenn meine Tochter "Gerti" einfordern würde, würde ich ihr sie (ohne Bodyshaming) vorlesen und ganz viel mit ihr darüber sprechen. Doch seitdem das Buch bei uns ist und wir es einmal gemeinsam angeschaut haben, ignoriert sie es. Selbst wenn ich gezielt danach frage, sucht sie sich eine andere Lektüre aus.
Wir haben hier wohl unglücklicherweise kein neues Lieblingsbuch für uns gefunden.
©2022 Mademoiselle Cake
buchige Daten:
Titel: Gerti
Untertitel: Das kleine Tigerkatzenmädchen
Text: Martha Strubinger
Illustrationen: Lena Edlinger
Verlag: Selfpublisher
Ersterscheinung: 2022
Genre: Bilderbuch
Altersempfehlung: ab 4
gelesen als: Hardcover
Rezension vom: 15.11.22
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