Rezension: Catherine Metzmeyer - Die kleine Maus und das goldene Blatt

Klappentext:

Endlich ist es Herbst!

Die kleine Maus Pippa freut sich riesig darüber. Sie sammelt nämlich bunte Blätter. Natürlich nur die schönsten. Und eines Tages findet sie einen wahren Schatz. Aber sie muss sehr mutig sein, um ihn zu bekommen.

meine Meinung:

Eigentlich hat mich bereits der Satz "Natürlich nur die schönsten." im Klappentext stutzig gemacht, doch ich wollte der Geschichte gerne eine Chance geben ...

Der Anfang ist noch ganz nett gemacht, denn der Herbst wird in ein positives Licht gerückt.
Doch dann fängt es bereits an: 

Pippa sucht nur "nach den schönsten, gleichmäßig gezackten, seidigsten, glattesten Blättern".

Das entspricht nicht der Kindersicht - zumindest nicht meiner Erfahrung nach. Meine Tochter sammelt nämlich ebenso löchrige, poröse, angeknabberte, braune Blätter. Ich war, als ich das das erste Mal sah, selbst erstaunt, weil meine persönliche Vorstellung von "schön" eben abgeweicht ist.

Wir sprachen über ihre Wahl und sie meinte:
"Schau, hier hat vielleicht ein Wurm dran geknabbert."
"Dieses [poröse] Blatt ist schon fast gestorben."

Ich habe das ebenso in einer Bastelstunde mit Kindern zwischen 1 und 3 Jahren beobachtet: Es lagen ganz viele verschiedene Blätter auf dem Tisch und die Kinder durften damit ein Bild kleben. Die Erwachsenen nahmen ausschließlich vollkommene Blätter. Kinder suchten sich auch welche mit Macken aus.

Die Geschichte geht dann damit weiter, dass die kleine Maus ihre Angst überwinden möchte, um an ein ganz besonders schönes Blatt ran zu kommen. Doch statt von ihren Freunden Unterstützung zu erfahren, wird sie lediglich beschimpft.
Ein Tier meinte dann auch zu ihr: "'Na, du hast ja Mut, wenn du in deinem Alter noch so hoch kletterst!'" Welches Alter? Das wird nie erwähnt. Und spielt zudem keine Rolle.

Ich möchte meinem Kind nicht vermitteln, dass es um jeden Preis etwas versuchen soll. Kinder müssen lernen, Gefahren realistisch einzuschätzen oder um Hilfe zu bitten. Hier wird beides ignoriert.

Weiter geht es damit, dass Pippa fällt und dann erst alle Tiere herbeigeeilt kommen. "Die ganze Welt scheint sich um sie zu sorgen. Fast hätte sie vergessen, wie viele gute Freunde sie hat." Aha. Wo waren die Freunde vorher? Warum muss erst etwas passieren, bevor man sich deren besinnt?

Natürlich wird dann weiter auf ihr herumgehackt, weil sie sich in Gefahr begeben hat. Adultismus ist in dieser Erzählung an der Tagesform.

Am Ende sind alle bei der Maus zu Hause und sehen (und wundern sich), wie viele Blätter sie bereits gesammelt hat. Sofort möchte ein anderes Tier ebenfalls etwas sammeln.

"Die kleine Maus und das goldene Blatt" gefällt mir von vorne bis hinten nicht. Ich sehe da nichts von Freundschaft, von Hilfsbereitschaft. Stattdessen gibt es lediglich Vorwürfe und Ermahnungen.

Unser Exemplar wird unser Regal wieder verlassen, auch wenn mir die herbstlichen Illustrationen wirklich gefallen haben.

©2023 Mademoiselle Cake

buchige Daten:

Titel: Die kleine Maus und das goldene Blatt
Text: Catherine Metzmeyer
Ãœbersetzung: Irmtraut Fröse-Schreer
Illustrationen: Estelle Meens
Verlag: Brunnen
Ersterscheinung: 2016
Genre: Bilderbuch
Altersempfehlung: ab 3
gelesen als: Hardcover
Rezension vom: 03.07.23

... und das sagen andere:

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