Rezension: Sigrid Zeevaert - Nuria

Klappentext:

Die achtjährige Nuria muss die Ferien bei ihrer eigensinnigen Oma verbringen, die sie lange nicht gesehen hat. Mit Sorge erinnert sie sich an deren wilden Hund und den Vogel, der immer um Oma Ella herumflattert. Doch Oma Ella hat nicht vor, Babysitterin zu spielen. Sie hat einen Auftrag zu erledigen und nimmt Nuria einfach mit: Eine abenteuerliche Reise auf dem Lastenkahn beginnt! Und Nuria ist entschlossen, sich zu bewähren und ihrer Oma, die ihr nichts zutraut, die Stirn zu bieten.

Über Mut und Selbstbestimmung, die Begegnung mit der Natur und das Miteinander der Generationen.

meine Meinung:

Manche Geschichten treffen einen nicht nur, sie lassen einen still zurück - so ging es mir mit „Nuria“ von Sigrid Zeevaert. Als Mama und feinfühliger Mensch hat mich dieses Buch auf eine Weise berührt, die schwer in Worte zu fassen ist. Ich habe es mit schwerem Herzen gelesen - nicht, weil es schlecht wäre, sondern weil es so schmerzhaft ehrlich ist.

Nuria ist acht Jahre alt und wirkt auf den ersten Blick wie ein ganz normales Mädchen. Doch hinter ihrer angepassten, vorsichtigen Fassade tobt ein stiller innerer Kampf. Sie bemüht sich unermüdlich, alles richtig zu machen, niemandem zur Last zu fallen - und bleibt am Ende doch oft unverstanden und allein. Was man heute als people pleasing bezeichnen würde, ist für Nuria ein ständiger Überlebensmodus.

Zeevaert zeichnet ihre junge Protagonistin mit beeindruckender Feinfühligkeit und Tiefe. Beim Lesen habe ich mich immer wieder selbst in Nuria wiedergefunden - in ihren Ängsten, ihrem Rückzug, ihrem verzweifelten Wunsch nach Zuneigung. Vieles erinnerte mich an eigene Erfahrungen.

Was dieses Buch so besonders macht, ist seine leise Intensität. Nichts wird dramatisch inszeniert - gerade dadurch entfaltet sich das emotionale Gewicht umso stärker.

Nuria ist ein Charakter, den man am liebsten in den Arm nehmen, trösten, beschützen möchte. Und dem man sagen will: Du bist richtig, so wie du bist.

Was mich beim Lesen besonders beschäftigt hat: Die Konflikte, die Nuria durchlebt, werden nicht vollständig aufgelöst. Falsche Anschuldigungen bleiben im Raum stehen. Erwachsene werden nicht wirklich zur Verantwortung gezogen.

Das Ende ist vorsichtig optimistisch - für die Zielgruppe in meinen Augen jedoch nicht ausreichend genug. Vielleicht, weil ich weiß, wie es ist, wenn man zu lange das Gefühl hatte, alles falsch zu machen. Mich als erwachsene people pleaserin hat die Lektüre mitten ins Herz getroffen - aber ich weiß, wie ich damit umgehen muss. Kinder müssen das erst noch lernen.

„Nuria“ fordert heraus - leise, aber eindringlich.

Ich wünsche mir sehr, dass es nicht nur von Kindern gelesen wird, sondern gemeinsam mit einfühlsamen Erwachsenen. Nur so kann es seine ganze Kraft entfalten - als Spiegel, Gesprächsanlass und vielleicht sogar als Trostspender.

Gerade Kinder, die sich in Nuria wiedererkennen, dürfen mit diesen Gefühlen nicht allein bleiben. Sie brauchen Begleitung, Verständnis - und Menschen, die ihnen zeigen: Du wirst gesehen. Du bist wichtig.

Für Eltern, Pädagog:innen und alle, die Kinder begleiten, ist dieses Buch eine wertvolle Lektüre. Es macht aufmerksam auf die leisen Kinder, auf die, die sich ständig bemühen - und dabei doch oft übersehen werden.

„Nuria“ ist keine laute Geschichte. Aber sie spricht mit Nachdruck. Und bleibt.

©2025 Mademoiselle Cake


buchige Daten:

Titel: Nuria
Text: Sigrid Zeevaert
Illustrationen: Eleanor Sommer
Verlag: Tulipan
Ersterscheinung: 20025
Genre: Kinderroman
Altersempfehlung: ab 8
Medium: Hardcover
Rezension vom: 26.05.25

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