Rezension: Michael Romahn - Am Ufer der Großen Seen

Klappentext:

Mit dem letzten Nachtbus Richtung Westen verlässt Sarah Hals über Kopf New York. Gerade noch rechtzeitig hat sie erkannt, dass ihr Bräutigam nicht der Mann ihres Lebens ist. Mit hunderttausend Dollar in der Tasche will sie einen Neuanfang wagen. In einer kleinen Bar im verregneten Buffalo begegnet sie Lenny Hyde, der mit seinem 57er Chevy und seinem Labrador Dreamer an jenen Ort zurückkehren will, wo er einst so glücklich war. Gemeinsam setzt das ungleiche Paar die abenteuerliche Reise quer durch Amerika fort. Was Sarah nicht weiß: Lenny ist todkrank und hat nur noch wenige Wochen zu leben …

Eine gefühlvolle Liebesgeschichte über zwei Menschen, die sich erst finden, als sie glauben, alles verloren zu haben.

meine Meinung:

Kennt ihr das? Ein Buch liegt gefühlt ewig auf dem SuB, und irgendwann denkt man sich: Jetzt oder nie. So ging es mir mit „Am Ufer der Großen Seen“ von Michael Romahn - einem Roman, der viel versprach, mich aber leider kaum berührt hat.

Der Klappentext klang eigentlich ganz nach meinem Geschmack: Eine gefühlvolle Geschichte, tragische Liebesverläufe, existenzielle Themen. Ich war vorbereitet - Taschentücher inklusive. Doch das emotionale Echo blieb aus.

Im Zentrum stehen Sarah und Lenny, zwei Menschen, deren Wege sich unter schwierigen Umständen kreuzen. Krankheit, Erinnerung, Abschied - die großen Themen des Lebens sind zweifellos da. Und doch: Sie wirkten auf mich seltsam leblos. Obwohl der Roman in Rückblenden Einblicke in das Vorleben der Figuren gibt, fehlte mir der emotionale Zugang. Teilweise empfand ich die Charaktere als zu schematisch, beinahe künstlich.

Was Michael Romahn definitiv beherrscht, sind detailreiche Landschaftsbeschreibungen. Die Natur rund um die Großen Seen wirkt fast filmisch, beinahe schon meditativ. Für manche mag genau das der Reiz des Buches sein - für mich war es eher etwas, was mich noch mehr vom eigentlichen Geschehen abgelenkt hat. Der Plot verlor für mich ab der Hälfte spürbar an Kraft, und es fiel mir zunehmend schwer, dranzubleiben.

Was mich tatsächlich durch das Buch getragen hat, war der Stil. Romahn schreibt ruhig, oft poetisch, mit einem guten Gespür für Sprache. Leider reicht das für mich nicht aus, wenn die Handlung stockt und die Figuren nicht greifen. Ich las bis zum Schluss - aus Hoffnung, vielleicht aus Trotz. Aber mitgenommen hat mich die Geschichte nicht.

Interessant: Der Roman wurde vor einigen Jahren unter dem Titel „Die Melodie der Sehnsucht“ neu veröffentlicht. Vielleicht ein Versuch, den Ton des Buches gefühlvoller zu verpacken? Für mich bleibt es ein Werk, das schöne Worte und stimmungsvolle Kulissen liefert, aber emotional viel Luft nach oben hat.

Würde ich literarisch ausgeschmückte Naturbeschreibungen lieben und mich nicht an ruhigen, eher distanzierten Erzählstimmen stören, dann wäre „Am Ufer der Großen Seen“ das Richtige für mich gewesen. Da ich jedoch starke Charakterentwicklung und emotionale Tiefe verzweifelt gesucht habe, wurde ich enttäuscht.

©2025 Mademoiselle Cake

buchige Daten:

Titel: Am Ufer der Großen Seen
(Die Melodie der Sehnsucht)
Text: Michael Romahn
Verlag: Club Taschenbuch
Ersterscheinung: 2001
Genre: Roman
Medium: Taschenbuch
Rezension vom: 29.07.25

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