Rezension: Joy Fielding - Lauf, Jane, lauf!


Klappentext:

"An einem Nachmittag im Frühsommer ging Jane Whittacker zum Einkaufen und vergaß, wer sie war..."

So beginnt der Alptraum einer Frau, die sich plötzlich blutbefleckt, die Taschen voller Geld und ohne Erinnerungsvermögen auf den Straßen Bostons wiederfindet. Wer ist dieser Mann, den man ihr als Ehemann vorstellt? Was sind das für Medikamente, die ihr angeblich helfen sollen? Warum fühlt sie sich als Gefangene im eigenen Haus? Verzweifelt kämpft Jane von nun an um ihr Gedächtnis - es wird ein Kampf auf Leben und Tod...

meine Meinung:

„Lauf, Jane, lauf“ von Joy Fielding hat für mich eine ganz besondere Bedeutung. Vor vielen Jahren habe ich das Buch mit einer Freundin im Schulunterricht vorgestellt - wahrscheinlich war das der Moment, in dem meine Liebe zu Psychothrillern geweckt wurde. Seitdem begleitet mich dieses Genre, und immer wieder lande ich bei Joy Fielding.

Ich habe inzwischen 24 Bücher der Autorin gelesen, und wenn ich mich nicht irre, fehlen mir nur noch die drei neuesten Übersetzungen. Natürlich waren nicht alle auf demselben Niveau. Manche Geschichten wirkten für mich etwas konstruiert oder verloren nach einem starken Beginn an Intensität.

Das vorliegende Buch habe ich inzwischen mehrfach gelesen, doch zwischen den Rereads liegen oft mehr als zehn Jahre. Dadurch erlebe ich jedes Mal eine Mischung aus Vertrautheit und Spannung, weil ich mich an die großen Wendungen zwar noch erinnere, aber kleine Details immer wieder verblassen. Besonders neugierig war ich daher darauf, wann Jane begreift, wer sie eigentlich ist. Dass sie ihr Gedächtnis verloren hat und warum, wusste ich noch - nicht jedoch, was den entscheidenden Auslöser für ihre Erinnerung darstellt. Gerade dieses Warten erzeugt bei mir jedes Mal ein unterschwelliges Gefühl der Beklemmung, das den Reiz des Thrillers ausmacht.

Dennoch lässt mich das Werk etwas zwiegespalten zurück: Auf der einen Seite gibt es diese fesselnde Atmosphäre und die psychologische Tiefe, während auf der anderen Seite bestimmte Szenen zu vorhersehbar sind. Für mich überwiegt dennoch der Sog, den Fielding durch ihre psychologischen Spiele entfaltet.

Im Gegensatz zu klassischen Thrillern setzt die Autorin selten auf blutige Schockeffekte. Stattdessen konzentriert sie sich auf das Innenleben ihrer Figuren, ihre Ängste, Verdrängungen und die Manipulationen, denen sie ausgesetzt sind. Gerade das macht „Lauf, Jane, lauf“ so intensiv – es packt Lesende nicht durch Splatter, sondern durch den schleichenden Horror, der sich in der Psyche abspielt. Wer psychologische Spannung liebt, findet hier eine Geschichte, die nicht leicht loslässt. Aber man sollte sich bewusst sein: für schwache Nerven ist dieses Buch definitiv nicht geschrieben.

©2025 Mademoiselle Cake

buchige Daten:

Titel: Lauf, Jane, lauf!
Text: Joy Fielding
Übersetzung: Mechtild Sandberg-Ciletti
Verlag: Goldmann
Ersterscheinung: 1992
Genre: Psychothriller
Medium: eBook
Rezension vom: 17.08.25

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