Rezension: Joanna Quinn - Das Theater am Strand
Klappentext:
Dorset an der Küste Englands, 1928: In einer stürmischen Nacht wird ein Blauwal angespült. Nach dem Gesetz gehört alles Strandgut dem König – doch die zwölfjährige Cristabel Seagrave hat eigene Pläne. Sie ist wild entschlossen, aus den Walknochen ein Theater am Strand zu errichten. Eine Bühne für all die Geschichten, die sie heimlich in der staubigen Familienbibliothek gelesen oder denen sie im Verborgenen gelauscht hat. Geschichten, die nicht für ihre Ohren bestimmt sind und in denen Mädchen wie sie keine Rolle spielen. Doch nun ist Cristabels Zeit gekommen.
Während ihre Eltern hauptsächlich mit sich selbst und ausschweifenden Partys beschäftigt sind, inszeniert Cristabel gemeinsam mit ihren jüngeren Geschwistern immer neue Geschichten in ihrem Freilufttheater, das bald zu einer kleinen lokalen Sensation wird. Doch die Zeiten ändern sich, Krieg steht bevor und die Geschwister müssen erkennen, dass sie nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Leben eine Rolle zu spielen haben. Und dass man sich diese Rolle nicht immer selbst aussuchen kann…
Ein schillernder Roman voller Wärme und Witz über eine ebenso eigensinnige wie faszinierende junge Heldin, die für das kämpft, was sie im Herzen trägt.
meine Meinung:
Ich bin mit dem Gefühl gestartet, dass diese Lektüre Kraft verlangen wird. Der Umfang signalisiert Ausdauerarbeit und der Plan, das Buch gemeinsam zu lesen, hat den Einstieg überhaupt erst praktikabel gemacht. Der erwartete Sog blieb jedoch aus.
Der Zugang zur Handlung verlangte Disziplin. Der Stil fordert konstante Aufmerksamkeit und die Vielzahl an Figuren erzeugt eine Streuung, die den Fokus verwässert. Diese strukturelle Weite zog das Erzähltempo zusätzlich in die Länge.
Die Entwicklung der Kinder, die Kriegsjahre und die Zeit danach bilden zwar ein breites Panorama, doch die narrative Ausdehnung wirkt überzogen. Der Titel suggeriert eine Schwerpunktsetzung, die der Roman kaum erfüllt. Das titelgebende Theater tritt erst spät auf und bleibt trotz Ankündigung eine Randerscheinung. Die Diskrepanz zwischen Paratext und tatsächlicher Gewichtung irritiert und war ein großer Bruch zwischen meiner Erwartung und der Umsetzung.
Einzelne historische Aspekte schärfen den Blick, etwa die Rolle der WAAF, deren Bedeutung hier sichtbarer wird als in vielen gängigen Darstellungen. Dieser Informationsgewinn trägt jedoch nur bedingt durch die schleppenden Passagen.
Für mich bleibt es ein historischer Roman, der seine erzählerische Energie verzettelt. Ohne die gemeinsame Lektüre hätte ich das Buch nicht beendet.
©2025 Mademoiselle Cake
buchige Daten:
Titel: Das Theater am Strand
Text: Joanna Quinn
Übersetzung: Wibke Kuhn
Ersterscheinung: 2023
Genre: historischer Roman
Medium: eBook
Rezension vom: 11.11.25

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