Rezension: Klaus Sander & Maike Struve - Trotzdem Mutter

Wie lässt sich über etwas Nicht-Sichtbares (wie eine psychische Erkrankung) und Unsagbares (wie eine traumatische Erfahrung) berichten? In Zusammenarbeit mit einer Psychotherapeutin entstand diese Produktion mit Ute, Inge und Ramona, drei psychisch erkrankten Frauen und Müttern, die die persönliche Geschichte ihrer seelischen Krise erzählen. Aller schicksalhaften Schwere zum Trotz wird die Kraft und Liebe deutlich spürbar, welche diese Frauen in ihrer Depression durch die eigene Mutterschaft erfahren.

Als ich das Hörbuch begann, rechnete ich nicht damit, was ich bekam. Ich war in den ersten Minuten auch wirklich perplex. Doch nach und nach sickerte die Erkenntnis bei mir durch, dass diese Produktion genau so ihre maximale Wirkkraft entfaltet.

Noch nie habe ich eine so nüchterne Audiodatei gehört.

Keine Einleitung, kein Abspann. Wir lauschen lediglich den 3 Frauen, die ihre Geschichte erzählen.

Auch wenn im Klappentext steht "In Zusammenarbeit mit einer Psychotherapeutin", taucht diese jedoch nie auf. Es findet kein Gespräch zwischen mehreren Leuten statt. Ute, Inge und Ramona lassen uns an ihren Leben und Gefühlen teilhaben.

Es geht um Themen wie Psychiatrie, Depression, physischer  und psychischer Missbrauch, von Suizidgedanken bis hin zum Selbstmordversuch - also wirklich schwere Kost.

Daher sollte man sich vor dem Lauschen sehr genau überlegen, ob man das Gesagte verarbeitet bekommt.

Psychische Erkrankungen sind noch immer nicht gesellschaftsfähig. Und genau darum braucht es solche (Hör)Bücher! Sie machen Mut, denn sie berichten davon, dass man nicht selbst an der Krankheit Schuld hat. Sie zeigen auf, dass es Therapiemöglichkeiten gibt und niemand alleine damit klar kommen muss.

Sie sind von Betroffenen für Betroffene - und all jene, die nicht die Augen vor unserer vielfältigen Welt verschließen.