Rezension: Reinhard Kleist - Der Traum von Olympia: Die Geschichte von Samia Yusuf Omar

Klappentext:

Olympische Spiele 2008 in Peking: Samia Yusuf Omar läuft ihre persönliche Bestzeit und ist der Publikumsliebling - obwohl sie Letzte wird. Zurück in ihrer Heimat Somalia, darf sie nicht mehr trainieren, denn die herrschenden muslimischen Fundamentalisten verbieten es Frauen, Sport zu treiben. Für ihren Traum, an der Olympiade 2012 in London teilnehmen zu können, setzt Samia alles auf eine Karte und begibt sich auf eine Odyssee. Ihr Ziel ist Europa. Samia Yusuf Omar ertrinkt mit 21 Jahren kurz vor der italienischen Küste.

meine Meinung:

Im Januar las ich bereits "Der Boxer - Die wahre Geschichte des Hertzko Haft". Also nahm ich auch "Der Traum von Olympia - Die Geschichte von Samia Yusuf Omar" aus der Bibliothek mit nach Hause.

Bereits das Vorwort lies mich stocken, denn dort heißt es:

"Viele Ereignisse der fast ein Jahr dauernden Reise von Samia Yusuf Omar sind nicht mehr zweifelsfrei nachvollziehbar, so dass ich manche Situationen aus Berichten anderer Migranten entnehmen oder gar konstruieren musste. Dabei war ich auf meine Vorstellungskraft angewiesen, wie Menschen in Situationen handeln, was logisch auf eine Handlung folgt, was ein Mensch in einer bestimmten Situation denken und fühlen würde. Doch viele Vorkommnisse sind für einen behütet aufgewachsenen Europäer wie mich kaum begreifbar." (S. 5)

Da habe ich schon das erste Mal gedacht, dass man sich als Autor hätte Hilfe holen können. Man hätte Betroffene fragen können. Man hätte Helfende fragen können. Es gibt so viel mehr, als Situationen zu konstruieren. Vor allem bei diesem Thema.

Und ich finde, genau das merkt man diesem Comic auch irgendwie an.

Obwohl die Lebenslagen für Samia Yusuf Omar ständig bedrohlich sind, obwohl sie sich nie sicher fühlen kann und am Ende auch noch stirbt, konnte ich keine Nähe zu ihr aufbauen. Alles bleibt sehr an der Oberfläche.

Warum wurde sie beispielsweise für Peking ausgewählt? Wie kommt sie an die Unsummen von Geld, die sie für ihre Flucht benötigt? Was, verdammt nochmal, läuft am Ende schief, obwohl Hilfe so nah scheint?

Mit all den Fragen werden Lesende allein gelassen.

Mir scheint, dass Reinhard Kleist mit Omars Geschichte schnell seine Reihe fortsetzen wollte, doch meines Erachtens nach hätte hier tiefgreifendere Recherche betrieben werden müssen.

Als Denkanstoß in Bezug auf Flüchtlingspolitik ist diese Graphic Novel bestens geeignet. In den letzten Jahren hat sich auch schon einiges getan. Dennoch sehen wir tagtäglich, dass weiterhin Menschen sterben, die versuchen, ein besseres Leben (in Europa) zu erreichen.

©2023 Mademoiselle Cake

buchige Daten:

Titel: Der Traum von Olympia
Untertitel: Die Geschichte von Samia Yusuf Omar
Text: Reinhard Kleist
Illustrationen: Reinhard Kleist
Verlag: Carlsen
Ersterscheinung: 2015
Genre: Graphic Novel
Altersempfehlung: ab 14
gelesen als: Hardcover
Rezension vom: 08.03.23

... und das sagen andere:

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